Mit Esport Rhein Neckar / RNL Roar hat Lucas Störni Sternberg zweimal die Nitro League gewonnen, der aufstrebende Esport Manager hat aber nicht nur in Rocket League seine Kompetenz unter Beweis gestellt. Seine Leidenschaft für den Esport hat ihn von einem Esport Management Studium zu einem der erfolgreichsten Rocket League Teams der deutschen Szene gebracht.
In diesem Interview gibt er uns einen faszinierenden Einblick in die Welt der Manager im Esport. Wir haben ihn gefragt wie man sich den Beruf eines Esport Managers vorstellen kann, was die Schwierigkeiten sind und auf welchem Weg sich die deutsche Szene befindet.
Dieses Gesicht kennt ihr gut, denn es ist die Managerlegende schlechthin! @StoerniTV kümmert sich wie ein Vater um seine Teams und heute wird er verdient zum Esports Operations Manager befördert!
Herzlichen Glückwünsch!#RNL #ROAR pic.twitter.com/OX8fW8p8h0— RNL ROAR (@rnlroar) June 3, 2023
Hinter den Kulissen des Esport-Managements
Fragster: Hallo Störni, vielen Dank, dass du dir die Zeit für unser Interview genommen hast. Viele beginnen ihre Reise in den Esport über das Gaming. Wie war das bei dir? Was hat dich dazu gebracht, in den Esport einzusteigen?
Störni: Nach meiner Ausbildung zum Steuerfachangestellten in 2022 habe ich nach einem Berufsfeld gesucht, in dem ich meine Interessen – Gaming & Sport – mit meiner bisherigen beruflichen Grundlage verbinden kann. Nach einiger Recherche bin ich dann auf die junge Esports-Branche aufmerksam geworden und habe versucht, erste Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen zu sammeln.
Fragster: Das führt mich direkt zu meiner nächsten Frage: Wie bist du schließlich an den Job als Esport-Manager gekommen?
Störni: Im Endeffekt war schnell klar, dass ich nicht die spielerische Klasse besitze, um irgendwo halbwegs erfolgreich selbst spielen zu können. Daher habe ich mich dann viel mit den Bereichen drumherum beschäftigt, überall mal hineingeschnuppert und am Ende beim primären Fokus im Teammanagement hängen geblieben.
Fragster: Eine Frage zu Beginn für unsere Leser, die sich noch nicht mit dem Beruf des Esport Managers beschäftigt haben: Was sind deine Hauptaufgaben als Manager und wie muss man sich deine Arbeit und deinen Alltag vorstellen?
Störni: Vielleicht sollte man anfangs erstmal eine kleine Differenzierung vornehmen. Esports Management lässt sich bereits in viele Teilbereiche unterteilen. Das geht von der aktiven Teambetreuung, der strategischen Ausrichtung über die vielleicht nicht ganz so offensichtlichen Bereiche Social Media/Content, Marketing, und vieles mehr.
In meinem Fall habe ich viel im Bereich aktive Teambetreuung & strategische Ausrichtung gearbeitet. Letzteres fällt aktuell weg, da ich unter keiner Organisation arbeite. In der aktiven Teambetreuung sind meine grundlegenden Aufgaben die Terminplanung von Officials & Scrims sowie die Kontrolle der aktuellen Teamdynamik. Hier gilt es dann sicherzustellen, dass der Spielbetrieb läuft, kurzfristige Ausfälle kompensiert werden und auch die interne Stimmung immer bei einem freundlichen Miteinander bleibt.
Normalerweise ist es so, dass ich am Wochenende die kommende Woche vorausplane mit allen Scrims und Spielterminen. Unter der Woche beläuft es sich dann eher lediglich auf das anwesend sein bei Sessions, ggfs. kurzen Inputs zu diversen Themen und der Verlegung bei kurzfristigen Änderungen der Terminplanung.
Natürlich kommen noch zusätzliche Aufgaben wie die Kommunikation mit Organisationen, Planung von Bootcamps, Reisen zu Offline Events und bei Bedarf das Scouting von neuen Spielern gemeinsam mit dem Coach oder Ähnliches. Also generell dann breit gefächerte Nebenaufgaben, wo man in der Regel auch immer etwas variieren kann.
“Für mich hat das Preis-Leistungsverhältnis nicht gestimmt”
Fragster: Danke für dieses ausführliche Intro, jetzt würde mich interessieren: Was macht den Beruf des Managers aus und welche Eigenschaften muss man haben, um erfolgreich zu sein?
Störni: In erster Linie ist Zuverlässigkeit und Organisationstalent das Wichtigste, was man mitbringen sollte. Zusätzlich ist es hilfreich, wenn man beispielsweise Kenntnisse in der Konfliktlösung und im Umgang mit verschiedenen Menschentypen hat. Ab einem gewissen Level ist ein sicheres Englisch selbstverständlich auch Grundvoraussetzung
Fragster: Von 2022-2024 hast du den Bachelor für Esport Management gemacht, würdest du das Studium für Menschen mit dem gleichen Berufswunsch weiterempfehlen und was war das Wichtigste, was du aus dem Studium mitgenommen hast?
Störni: Prinzipiell ist ein Studium in diese Richtung keine schlechte Idee. Leider habe ich in meinen 3 Semestern wenig dazu gelernt, da ich bereits viel mit meinem Fachabitur und meinen anderen beruflichen Stationen gelernt habe. Für mich hat dort einfach das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr gestimmt. Das wichtigste, was ich dort gelernt habe ist, dass zum aktuellen Zeitpunkt ein gutes Netzwerk essentiell ist, um sich langfristig eine berufliche Laufbahn aufbauen zu können und oftmals sind praktische Erfahrungen mehr wert als theoretische Bildung. Dennoch kann ein solches Studium zukünftig eine gute Option sein, um die Professionalisierung innerhalb der Szene und gerade in Führungspositionen voranzutreiben.
Konflikte und Lösungen
Fragster: Du hast in verschiedenen Esport-Disziplinen, darunter Rocket League und League of Legends, gearbeitet. Beeinflusst die Wahl des Spiels, deine Entscheidung, ein Team zu managen? Und kannst du die Unterschiede in deinen Aufgabenfeldern zwischen diesen beiden Spielen beschreiben?
Störni: Im Grunde ist mir der Spieltitel zweitrangig, solange ein gewisses Grundinteresse vorhanden ist. In Rocket League bin ich anfangs reingerutscht und habe dementsprechend dort das größte Netzwerk sowie die meisten Erfahrungen nachzuweisen. Das League of Legends Projekt war dann mehr ein reinschnuppern, um einfach mal die Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten kennenzulernen und daraus weiter zu lernen welche Herangehensweisen man vielleicht von dem einen in den anderen Titel übernehmen kann.
Die grundlegenden Tätigkeiten unterscheiden sich kaum, oftmals sind es dann nur andere Austauschplattformen und Kleinigkeiten, auf die in manchen Titeln mehr und in anderen weniger zu beachten sind.
Fragster: Was ist das Schwierigste in deinem Job als Esport-Manager?
Das Schwierigste ist, denke ich, das dauerhafte up to date bleiben sowie immer einen objektiven Blick auf verschiedene Dinge zu behalten. Es gibt immer Personen, mit denen man sich auf Anhieb versteht und ebenso das Gegenteil. Dennoch muss man in manchen Entscheidungen die subjektive Wahrnehmung zurückschrauben können, um objektiv besser zu handeln. Genauso sind Selbstreflektion und Bodenständigkeit Kernelemente, die man nie vernachlässigen sollte. Gerade in einer jungen Branche, wo sich noch viel einpendeln muss, sollte man darauf achten, nie übers Ziel hinauszuschießen.
“Offline Events sind für mich die prägendsten Ereignisse”
Fragster: Angesichts dieser Herausforderungen, gab es schon Momente, in denen du mit einem Spieler Konfrontationen hattest?
Störni: Natürlich gibt es immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten, die man dann klären muss. Allerdings würde ich jetzt nicht behaupten, dass ich jemals mit einem Spieler im negativen auseinander gegangen bin. Da ich versuche sehr nah an den Spieler zu arbeiten, hatte ich in der Regel immer einen guten Draht zu ihnen und sachliche Diskussionen mit ihnen führen, wo beide Seiten den jeweils anderen nachvollziehen können.
Fragster: Kommen wir vom negativen zum positiven, was waren deine Top 3 Highlights in deiner Karriere und warum?
Störni: Offline Events sind für mich die prägendsten Ereignisse, was einfach daran liegt, dass man die Personen hinter den Bildschirmen besser kennenlernen kann und in der Regel auch gemeinsame Unternehmungen die zwischenmenschlichen Beziehungen stärken. Das größte Highlight war natürlich der Gewinn der Nitro League Season 12 auf der Polaris in Hamburg. Auf den geteilten 2. Platz kommen für mich die Bootcamps mit den damaligen Academy und Female Teams unter ERN ROAR gemeinsam mit dem Staffcamp von TeamOrangeGaming.
Die Season ist vorbei
Am Ende kann sich @ernroar im Bracket Reset gegen @esportBERG mit 4-0 durchsetzen
Herzlichen Glückwunsch and die Löwen zum Titelgewinn pic.twitter.com/n76uNmAEuG
— Nitro League (@NitroLeagueRL) October 30, 2022
Die Herausforderungen und Zukunft der DACH-Esportszene
Fragster: Wie hat sich die DACH-Szene in den letzten Jahren für dich als Manager entwickelt und was würdest du dir für die Zukunft der Szene wünschen?
Störni: Die aktuellen Entwicklungen sind zunehmend schwierig. Viele Organisationen sind von den wirtschaftlichen Nachwirkungen der Pandemie und des Ukraine-Konflikts betroffen. Dementsprechend bringt es auch einen Manager zu neuen Herausforderungen. Man muss mit Budgetkürzungen beziehungsweise generell sinkenden Zahlen klarkommen, die Erwartungen der Spieler sind oftmals weiterhin hoch aufgrund des rasanten Zuwachses in den vergangenen Jahren. Viele alte Organisationen müssen ihre Pforten schließen, während andere Organisationen mit privaten Finanzierungen kurzzeitig den Markt fluten und kurze Zeit später wieder verschwinden.
Das Wichtigste ist aus meiner Sicht aktuell eine langfristige und vor allem vorsichtige Planung, um dem Loch was wir aktuell erleben, entgegenzuwirken. Ebenso ist es auch wichtig, dass die Professionalisierung weiterhin voranschreitet, damit man sich langfristig als Unterhaltungsmedium in DACH etablieren kann, da ständige Wechsel was beispielsweise Turnierformate, -ausrichter und auch Teams angeht kontraproduktiv für die Zuschauerbindung sind. Dennoch wird ein gewisses Maß an Innovation nötig, um in der Masse von Organisationen herauszustechen.
Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Professionalität von allen, die sich in der Szene engagieren, eine langfristige Ausrichtung von Projekten und eine größere Akzeptanz in der Gesellschaft. Ebenso wünsche ich mir mehr Innovation, wenn es darum geht, sich als Organisation ein Alleinstellungsmerkmal aufzubauen. Es bieten sich so viele Potenziale und oft laufen sie auf dieselben Stereotypen hinaus.
Fragster: Du bist ja gerade auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit als Manager, was stellst du dir genau vor und wo kann man sich bei Interesse bei dir melden?
Störni: Da ich mich dazu entschieden habe, meinen primären beruflichen Fokus erstmal nicht mehr auf Esports zu setzen und es wieder mehr als ein Hobby anzusehen, habe ich aktuell keine besonderen Ansprüche mehr. Eine Festanstellung wäre ein Traum, die ich aktuell aber als unrealistisch einstufe.
Da uns im internationalen Wettbewerb in Rocket League voraussichtlich wieder eine lange Pause bevorsteht, werde ich die Zeit nutzen und nochmal einen neuen Titel für mich entdecken mit Valorant. Hier bin ich auch bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit 2 Teams, aber generell bin ich immer für jegliche Angebote offen, auch für Positionen, die nicht in meinem aktuellen Fokus liegen. Ich schaue gerne über den Tellerrand hinaus.
Meine Kontaktdaten findet man eigentlich auf allen Plattformen. Am besten erreicht man mich über Discord unter dem Namen “stoerni”.