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Wie Sentinels zur VCT Masters Trophäe gekommen sind

Auf dem Weg zum Finale der Masters Reykjavík verloren die Amerikaner keine einzige Map. Sie setzten sich gegen jede... Fabio | Mai 31, 2021

Auf dem Weg zum Finale der Masters Reykjavík verloren die Amerikaner keine einzige Map. Sie setzten sich gegen jede andere Region durch und beendeten das Turnier mit einem knappen Sieg gegen fnatic.

Die Reise von Shahzeb “ShahZaM” Khan und Co. begann tatsächlich auch im Kampf mit fnatic. Dort konnten sie bereits ein knappes 2-0 gewinnen und sich trotz der starken Leistungen von Nikita “Derke” Sirmitev im Upper Bracket halten. Danach zogen die Sentinels locker durch das Turnier und gaben auf den Maps nie mehr als sieben Punkte ab, bis sie auch schon im Finale standen.

Im Lower Bracket ging es jedoch härter zu. Dort waren Liquid und fnatic beide die großen Leistungsträger und schossen die anderen Regionen Stück für Stück aus dem Turnier. Erst fielen die Thailänder von X10 Esports, anschließend die Lateinamerikaner von KRÜ. Mit Vikings fielen die letzten brasilianischen Spieler und auch Version1 konnten nicht gegen ein erstarktes fnatic überleben. Doch die Erfolgsgeschichte der EU-Teams ging dem Ende zu, denn nur ein Teilnehmer konnte aus dem Lower Bracket ins Finale einziehen. In einem brutalen Best-of-Three setzten sich Derke und Co. durch, und schickten Adil “ScreaM” Benrlitom mitsamt seiner Truppe nach Hause. Eine letzte Hürde hatten sie vor dem Finale noch zu überstehen: NUTURN Gaming.

Die Koreaner hatten sich bis zur letzten Minute im Upper Bracket gehalten. Damit waren sie den beiden EU-Teams bislang entgangen, aber die Konfrontation war unausweichlich. Kang “solo” Keun-chul ist eine FPS-Legende und bestritt bereits seit 2005 Turniere im originalen Counter-Strike. Nun stand er kurz davor, ins Finale des ersten internationalen VALORANT-Events aller Zeiten einzutreten.

DER KAMPF UM DAS FINALE

Fnatic eröffneten mit einer 8-4 Hälfte auf Bind. Nach einigem Widerstand konnten sie auf der Defensive ein 13-8 erreichen und Richtung Ascent weiterziehen. Dort hatten NUTURN aber schnell die Kontrolle und konnten mit einer starken Offensive beginnen. Auch wenn fnatic vereinzelte Runden für sich entscheiden konnten, waren die Koreaner bald mit einem 13-8 siegreich. Es ging also auf eine dritte Map.

Wieder waren es fnatic, die mit acht Punkten zur Hälfte in Führung gingen. Zum letzten Mal waren NUTURN nicht in der Lage, die Defensive ihrer Gegner zu brechen. Das kostete sie den Platz im Finale, denn bald konnten fnatic das 2-1 nach Maps dingfest machen und zu den Sentinels weiterziehen. Die warteten bereits im Finale und waren heiß darauf, das Best-of-Five auszuspielen.

EIN KNAPPES KURZES BEST-OF-FIVE

Schaut man sich den Punktestand an, dann möchte man meinen, dass fnatic schnell aus dem Großen Finale gefegt wurden. Ein 0-3 sieht nicht danach aus, als hätten Derke und Co. sich tatsächlich gegen Sentinels behaupten können. Die einzelnen Maps hätten aber kaum knapper sein können!

Nach einer 7-5 Hälfte auf Split hatten Tyson “TenZ” Ngo und seine Jungs nur eine knappe Führung. Als sie dann aber die Pistolenrunde an sich rissen, konnten sie den Abstand zu einem 10-5 ausbauen. Ab da an versagte ihre Verteidigung jedoch und fnatic konnten die Führung übernehmen. Leider reichte das Momentum nicht aus, um zum Map-Sieg durchzuziehen. Stattdessen trafen sich die beiden Teams bei einem 12-12 und zogen in die Nachspielzeit. Dort waren es dann aber die Sentinels, die nach zwei Runden bereits den Sack zu machen und die erste Map für sich entscheiden konnten.

Trotzdem waren fnatic noch weit davon entfernt, das Finale abzugeben. Das zeigte sich auch auf Bind, denn Jake “Boaster” Howlett verhalf seinem Team zu einer 8-4 Hälfte. Damit standen ihre Karten endlich gut, eine Map für sich zu entscheiden, aber die Offensive der Sentinels hatte es in sich. Erneut mussten die beiden Teams in die Overtime eintreten, wo sie Runden tauschten, bis TenZ mit seinen 33 Kills auch diese Map für sein Team nach Hause holte.

Damit standen fnatic also tatsächlich mit dem Rücken an der Wand. Sie liefen Gefahr, das Große Finale auf drei Maps abzugeben. Als Sentinels dann auch noch mit einer 9-3 Hälfte die Kontrolle auf Haven an sich rissen, sahen die Chancen für Derke und Co. denkbar schlecht aus. Trotzdem kamen sie zurück ins Spiel und nutzten die zweite Hälfte zum Ausgleich. Als es dann aber wirklich knapp wurde und sich die Chance bot, eine weitere Nachspielzeit zu erreichen, klappten fnatic jedoch in der letzten Runde ein. Mit einem 13-11 konnten Sentinels den Finalsieg an sich reißen. Die Trophäe der ersten internationalen VALORANT-LAN gehörte ihnen.

WAS BEDEUTET DAS FÜR VALORANT?

Nordamerika bleibt bis zu den Stage 3 Masters in Berlin wohl erst einmal die dominante Region. Sentinels haben mit Ausnahme von fnatic alle anderen Teams und Regionen locker abgefertigt. Auch Derke und Co. besitzen offensichtlich nicht die mentale Stärke, um in den entscheidenden Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren. Dieses Problem haben ShahZaM, TenZ und ihre Kollegen eindeutig nicht. Doch wird sich das auch langfristig so halten?

Für das Team spricht, dass sie mit TenZ erst seit relativ kurzer Zeit zusammenspielen. Das Verhältnis der Spieler kann sich noch weiter entwickeln, ihre taktische Tiefe kann weiter wachsen. Auf der anderen Seite stehen jetzt aber hungrige Teams, die ihre Erfahrungen gemacht und Demo-Material gesammelt haben. Schließlich haben fnatic nun fünf Maps, die sie studieren können und von denen sie lernen können, Sentinels zu besiegen. Wo sind die Lücken im Team? Wo haben sie Schwachstellen, die ausgenutzt werden können?

Der Druck auf die Amerikaner wächst also national und international. Sie können sich vielleicht eine kleine Pause gönnen und den Sieg genießen, aber danach beginnt erst die richtige Arbeit. Wenn sie bei den Stage 3 Masters immer noch das beste Team der Welt sein wollen, dann müssen sie jetzt schon damit beginnen, sich auf den Wettkampf vorzubereiten.