DE EN CN BR ES RU
Image
Icon

Wie der Erfolg Leute verändert

Ein Thema das immer wieder aufkommt, aber nie so wirklich angesprochen wird, ist wie der Erfolg die Leute im... Daniel | Mai 13, 2022

Ein Thema das immer wieder aufkommt, aber nie so wirklich angesprochen wird, ist wie der Erfolg die Leute im Esport verändert. In diesem Editorial-Artikel gehen wir darauf ein, wie Menschen die Verbindung zur Realität verlieren und auf Ihrem hohen Ross an der Höhenluft des Überfliegers langsam verdummen.

Erst gestern trat Duncan ‘Thorin’ Shields wieder mit einem, sagen wir mal “kontroversen” Statement in die Öffentlichkeit, nämlich, dass Gabriel ‘FalleN’ Toledo der am meisten overratete Spieler der CS:GO Geschichte wäre.

Daraufhin äußerte sich der beste Spieler der Welt Aleksandr ‘s1mple’ Kostilev mit den Worten, wie “dumm diese Äußerung ist” und wurde nach einem kurzen Schlagabtausch von Thorin geblockt.

Dieser Vorfall hat uns mal wieder daran erinnert, wie der Erfolg in manchen Fällen den “Influencern” der Szene den Blick verschleiert und sich eine Entwicklung abzeichnet, die für den Journalismus und das Wohl der jeweiligen Szenen große Gefahren mit sich bringt.

Wie kommt es zum Realitätsverlust?

Natürlich ist dieses Phänomen nicht nur im Esport vorhanden, wir konzentrieren uns aber auf unser Genre. In der Gaming-Welt kann man außerdem noch besser beobachten wie schnell so etwas passieren kann, da wir eine kleinere Szene sind als beispielsweise Hollywood. Das grundlegende Problem sind die jeweiligen “Echochambers” die auf Social Media entstehen. Fangen wir vorn an:

  • Eine Person erstellt Content
  • Dieser Content erreicht Interessierte
  • Diese Personen teilen die Meinung des Erstellers
  • Daraus bildet sich eine Fan-Gemeinde
  • Der Content-Creator bekommt positives Feedback
  • Erstellt mehr solchen Content
  • Wächst und wächst innerhalb des Interessen-Kreises
  • Erreicht in der Szene eine größere Relevanz
  • Reitet die Welle des Erfolgs
  • Leute außerhalb der Fan-Gemeinde kommen unfreiwillig mit Content in Berührung
  • Diese Personen geben objektiveres Feedback
  • Feedback wird gemischter als vorher
  • Das stark gewachsene Ego des Erstellers wird dadurch angegriffen
  • Content-Creator reagiert mit Abwehrreflex
  • Es folgt das Leugnen der gegenteiligen Meinung
  • Kritiker sind “Hater” und werden diskreditiert
  • Selbstreflexion durch Fan-Gemeinde und Rückhalt ausgeschaltet
  • Äußerungen und Meinungsbilder werden immer extremer

Dieser Teufelskreis trifft nicht nur auf normale Content-Creator zu, sondern auch auf Analysten und Journalisten (oder solche die sich so nennen). Im Extremfall erkennen diese Creator sogar, dass polarisierende Aussagen selbstverständlich mehr Aufmerksamkeit bekommen, als eine objektive Meinung.

So werden dann immer wieder ähnliche Systeme benutzt, um zu triggern und dadurch im Gespräch zu bleiben. Das kann solche Ausmaße annehmen wie bei Thorin, oder auch relativ unterschwellig passieren, wie das übertriebene Kritisieren von Kleinigkeiten und Aufbauschen von nichtigen Themen.

Gefährliche Dynamik für Szene

Bleiben die Creator am Boden und beherrschen ihre Selbstsucht, so wachsen sie zwar langsamer, werden ultimativ aber zu Stützen der Community, die mit ihrer Anwesenheit Broadcasts aufwerten und positive Impulse setzen können. Ähnlich wie Sjokz bei League of Legends, oder Anders Blume in CS:GO.

So etwas kann man von denen im Echo-Chamber gefangenen “Polarisateuren” nicht erwarten, denn sie tragen nicht aktiv zur Entwicklung des Esports bei, sondern bashen Leute, die sich engagieren. Aus Sicht des Polarisateurs (Kombination von Saboteur und polarisierender Person) wäre es auch ein großes Risiko selbst etwas in die Hand zu nehmen, denn dann müsste er mit ebenso harscher Kritik rechnen, wie er sie an anderen übt.

Es ist viel einfacher nichts zu machen und nur von außen draufzuhauen. Was daraus entsteht ist eine Dynamik, die den Positiven Akteuren immer mehr Energie saugt und kostet. Im Extremfall führt es dazu, dass sie passiver werden und sich letztendlich vollständig zurückziehen.

Es bleiben nur noch Polarisateure übrig, die sich über kurz oder lang alle selbst ins aus schießen, da sie irgendwann gegen alle und jeden schießen und daher niemand mehr in ihrem Echo-Chamber bleiben will, oder die Person wird von der neutralen Mehrheit gecancled, wenn sie das Fass voll gemacht hat.

Kritik ist wichtig!

Dabei wollen wir nicht behaupten, dass Kritik oder teilweise sogar Hate nicht seinen Platz in der Szene hat. Es kommt nur darauf an, wie und von wem sie geübt wird. Wenn jemand wie Thorin gegen FalleN und s1mple schießt, die beide zweifellos unglaublich wichtig für die Entwicklung und Zukunft von CS:GO sind, dann zeigt das ein hilfloses, verzweifeltes Strampeln eines Wichtigtuers, der den Anschluss an die Szene aufgrund seiner zahllosen Patzer verloren hat und seine Verzweiflung auf Twitter öffentlich preisgibt.

Reach um jeden Preis

Durch sein Ego ist er sich aber zu schade um diesen Zustand einzugestehen und bleibt stur wie ein kleines Kind. Diesen Mangel an Größe kann man nicht nur International, sondern überall beobachten, sei es in der Twitch-Community, CS:GO, League of Legends oder in kleineren Szenen. Man kann theoretisch Thorin mit anderen Namen ersetzen und müsste den Text nicht mal umschreiben.

Vor ein paar Jahren behauptete Thorin noch, dass FalleN der beste IGL auf der Welt ist

Fazit

Beobachtet eure eigenen Lieblingsspieler, Creator und Journalisten und schaut hinter den Vorhang. Es mag cool erscheinen, wenn jemand “savage” ist oder mal jemanden abrauchen lässt, aber aus welchem Motiv wird das gemacht? Wenn das zum Konzept der öffentlichen Persona wird, sollte der Creator definitiv einen Realitycheck bekommen, so wie ihn Thorin von s1mple kassiert hat.