Lange Zeit war die Rede vom Esports Winter. Die meisten Leute denken, dass er noch immer in vollem Gange ist – oder geht er langsam dem Ende zu?
Das Schlimmste des Esports-Winters scheint vorbei zu sein, aber der Frühling ist noch nicht in voller Blüte. Wo stehen wir aktuell in Bezug auf die Krise?
Wird der Esport Winter zum Esport Frühling?
Manche behaupten, dass der Winter für die Branche gar nicht gekommen ist und dass dieser Moment nur ein natürlicher Tiefpunkt nach einem sehr großen Höhepunkt ist. Vor allem G2’s CEO Alban Dechelotte denkt so.
Alexander Müller, CEO von SK Gaming, denkt folgendes: „Die Annahme, dass wir uns in einer Art Esports-Winter befinden, ist richtig“, sagte Müller. „Man könnte sehen, dass Unternehmen an einem bestimmten Punkt kämpfen oder ihre Geschäftsmodelle anpassen, die Ausgaben anpassen, links und rechts anpassen; und das ist eine Folge von dem, was um uns herum passiert.“
In den letzten Jahren ist viel passiert. Wir hatten Corona, es gibt Kriege, eine hartnäckige Inflation und viele weitere Herausforderungen, mit denen wir kämpfen müssen.
Diese Unsicherheit hat sich auf das Geschäftsmodell von vielen Leuten ausgewirkt – auch auf das der Esport Organisationen.
Jonathan Jang, VP of Esports bei 100 Thieves, glaubt, dass der Esports-Winter eine Frage der Perspektive ist. „Viele Leute verwenden den Begriff Esports-Winter, weil unsere bisherigen Einnahmemodelle nicht mehr funktionieren“, sagte er und betonte, dass diese Modelle von Anfang an nicht nachhaltig waren. Er sieht diese Periode als eine Zeit, in der Organisationen herausfinden, wie sie nachhaltige Unternehmen um ihre Teams herum aufbauen können, und beschreibt sie als einen Realitätscheck für viele.
Solche High- und Lowlights, die auch in anderen Märkten vorkommen, sind es, die die Perspektive der Investoren verändern.
Die Investoren prüfen jetzt die Grundlagen der Esport-Organisationen genauer, weil sie Rentabilitäts- und Nachhaltigkeitsfragen misstrauisch gegenüberstehen, was durch den allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung und Kryptogeld noch verstärkt wird. Nichtsdestotrotz bleiben bestimmte Partner standhaft, verlängern mehrjährige Verträge mit Organisationen und Ligen und schließen neue Verträge ab, was den Glauben an das dauerhafte Potenzial des Esport zeigt.
Trotz all dem geht es langsam wieder bergauf, zumindest fühlt es sich so an.
Erste Hinweise auf Besserung
Es scheint, dass ein gemeinsames, vorsichtig optimistisches Gefühl einige große Esports-Organisationen in das Jahr 2024 begleitet hat, auch wenn die vielen kleineren Teams, die in den letzten zwei Jahren aufgegeben haben, anderer Meinung sein mögen – und auch die Tausenden von Menschen, die seit Anfang 2024 entlassen wurden.
Inmitten des Trübsinns gibt es laut den Teamleitern auch Gründe für Optimismus, wie das anhaltende Interesse an Sponsoren in diesem Jahr und das vielversprechende Wachstum der Einnahmen aus dem Verkauf von Spielgegenständen. Es könnte sein, dass sich die Dinge langsam wenden.