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VALORANT: Was ist das beste Turnierformat?

Was mit dem G2 Esports Invitational im Juni begann, hat sich bis in den September gezogen. Die IGNITION Series... Fabio | November 20, 2020

Was mit dem G2 Esports Invitational im Juni begann, hat sich bis in den September gezogen. Die IGNITION Series war eine von RIOT sanktionierte und von Dritt-Organisatoren abgehaltene Turnierreihe zu VALORANT, in der der Entwickler mit Herangehensweisen an diesen neuen Esport experimentierte. Nachdem diese Serie nun abgeschlossen ist, möchten wir die verschiedenen Formate näher unter die Lupe nehmen.

Das G2 Esports Invitational bot zwei Round-Robin-Gruppen. Anschließend haben G2 ein verkürztes Single-Elimination-Bracket für die Playoffs verwendet, in dem die Gruppenersten für das Halbfinale vorqualifiziert waren. Während der Vitality European Open wurden erneut Round-Robin-Gruppen ausgespielt, jedoch fanden die Playoffs mit einem traditionellen Double-Elimination-Bracket statt.

Das WePlay! Invitational nutzte eine Swiss-Stage, um die acht Teilnehmer auf vier runterzubrechen, und stellte diese in einem Single-Elimination-Bracket gegeneinander. Der Mandatory.gg Cup schickte alle Teams in einer gigantischen Single-Elimination ins Rennen und machte sich noch nicht einmal mehr die Arbeit, eine Gruppenphase abzuhalten. Später konnten wir bei anderen Events noch Kombinationen aus Round-Robin und Double-Elimination, sowie GSL und Single-Elimination verfolgen.

Das Double-Elimination-Bracket des LVL Clash 2

WARUM HABEN RIOT SO VIELE FORMATE AUSPROBIERT?

Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach: VALORANT ist neu. Anders als beispielsweise Overwatch oder Rainbow Six: Siege haben sie eine umfangreiche Testphase gestarten, um den Esport langsam hochzuziehen. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie die Reaktionen der Fans und Zuschauer messen konnten.

Betrachtet man nun den Aufbau der First Strike Events und ihrer Qualifikations-Turniere, so scheinen sie vom Double-Elimination-Ansatz abgekehrt zu sein. Der Qualifier zu First Strike Europe war ein riesiges Single-Elimination-Bracket, genau wie die Play-Ins und die Playoffs. Das Haupt-Turnier wird ebenfalls ein traditionelles Bracket bieten, in dem jedes Team nur eine einzige Chance haben wird.

Interessanterweise verfolgen sie in den Vereinigten Staaten einen anderen Ansatz. Dort sind die beiden Qualifikationen, die NSG und UMG Turniere, mit GSL-Gruppen ausgestattet. Zwar folgen auf diese Gruppen erneute Single-Elimination-Playoffs, aber wenigstens haben die Teams vorher eine Chance zum Durchatmen.

RIOT scheinen also noch keine finale Entscheidung zu ihrem zukünftigen Vorgehen getroffen zu haben. Doch vielleicht müssen sie gar nicht alles selber ausprobieren. Schleißlich existieren schon zahllose Esport-Szenen, an denen man sich möglicherweise orientieren kann.

WAS MACHEN ANDERE ESPORTS?

Während ihrer europäischen Turniere konnten RIOT bereits eine Vielzahl verschiedener Formate austesten. Doch um festzustellen, welches System sich am Besten für das Spiel eignet, lohnt sich ein Blick auf andere ähnliche Esport-Titel. Counter-Strike: Global Offensive bietet die meisten Parallelen zu VALORANT. Die 12- und 15-Runden-Hälften sind ähnlich lang und somit haben die Matches eine vergleichbare Dauer. Obendrauf bieten beide Spiele (zumindest im kompetitiven Bereich) unendliche Nachspielzeit.

Was ist also bei Counter-Strike beliebt? In den frühen Jahren war die GSL-Gruppe der absolute Vorreiter. Die meisten Major-Turniere bis 2017 nutzten dieses Format zur Gruppenphase und waren damit beispielhaft für einen Großteil der CS:GO-Turniere abseits der Majors. Doch mit dem ELEAGUE Major: Atlanta 2017 änderte sich das schlagartig. Der Grund dafür war, dass während der ESL One Cologne 2016 ein so unfassbar schlechtes Seeding verwendet wurde, dass drei der Turnierfavoriten in einer Gruppe landeten. Nur zwei der Teams konnten also überhaupt in die Playoffs weiterziehen.

Das Horror-Seeding der Gruppe D führte zu einem verfrühten Ausscheiden vom FaZe Clan

Ab 2017 haben Majors das Swiss-Format verwendet, welches den Teams mehr Überlebenschancen bietet und auch ohne perfektes Seeding gut funktionieren kann. Doch auch dieses System ist nicht ohne Nachteile. Bei 16 Teams werden 33 Matches ausgespielt, weit mehr die 20 Partien, die in den vier äquivalenten GSL-Gruppen notwendig sind. Die Storylines von GSL-Gruppen können aufgrund der Kompaktheit viel besser verpackt werden.

Die CS:GO-Profiszene kämpft auch schon seit Jahren für Double-Elimination-Playoffs während der Major-Turniere. Valve weigern sich bislang, vom Single-Elimination-Format abzuweichen, auch wenn sie Dota 2 und The International anders behandeln. Profis und Fans mögen es nicht, zu sehen, wie ihr Team bereits nach einem unglücklichen Match aus dem Turnier ausscheiden muss.

DAS PROBLEM MIT DEM MAP-POOL

RIOT möchten ihre Final-Spiele gerne vom Rest des Turniers abgrenzen. Das machen Ubisoft bei Rainbow Six: Siege auch so und verpassen dem Großen Finale gerne ein Best-of-Five statt eines Best-of-Three. Dort müssen die Teams also drei statt zwei Maps gewinnen, um als Sieger dazustehen. Viele Counter-Strike-Events verfolgen den gleichen Ansatz, doch zwischen CS:GO, R6 und VALORANT besteht ein großer Unterschied.

VALORANT hat keinen großen Map-Pool. Während die anderen Titel genug Karten bieten, um ein Best-of-Five interessant und dynamisch zu gestalten, haben RIOT bislang lediglich fünf Maps für das Spiel veröffentlicht. Icebox ist gerade einmal einen Monat alt und schon werden die Teams dazu gezwungen, diese Map während der First Strike Events zu spielen.

RIOT könnten sich eine Scheibe von CS:GO und Rainbow Six abschneiden. Diese Spiele halten als jahrelange Testreihe zu Turnierformaten her und die VALORANT-Entwickler sollten sie auch als solche betrachten. VALORANT benötigt auf Dauer mehr Maps, um Best-of-Five-Matches zu rechtfertigen. Die Nutzung von Single-Elimination-Brackets wird auf Widerstand stoßen – ganz besonders wenn es dabei um riesige Qualifier geht.