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Ubisoft – holt die dunkle Vergangenheit ein

3Ubisoft holt dunkle Vergangenheit ein – Ubisoft-Mitarbeiter zeigen Solidarität zu Blizzard und fordern in offenem Brief Änderungen. Mehrere hundert... Adrian | Juli 29, 2021

3Ubisoft holt dunkle Vergangenheit ein – Ubisoft-Mitarbeiter zeigen Solidarität zu Blizzard und fordern in offenem Brief Änderungen. Mehrere hundert Mitarbeiter von Ubisoft haben heute einen Brief unterzeichnet, in dem sie sich mit den streikenden Mitarbeitern von Activision Blizzard auf eine Seite stellen und die eigene Unternehmensführung dafür kritisieren, wie sie mit Vorwürfen von sexuellem Missbrauch umgegangen ist.

In einem offenen Brief erklären die Ubisoft-Mitarbeiter: “Wir glauben euch, wir stehen zu euch und unterstützen euch”. Blizzards Mitarbeiter protestieren dagegen, wie das Unternehmen mit Vorwürfen von sexuellem Missbrauchs und der Diskriminierung von Frauen umgegangen ist, was auf eine Klage der kalifornischen Behörde für Fair Employment und Housing zurückgeht. Jetzt gesellt
sich zu Blizzard auch noch Ubisoft dazu.

Was steht in dem Brief?

Der Brief schlägt vor, dass sich die Mitarbeiter von Ubisoft und Activision Blizzard zusammenschließen, um bessere Regeln zu finden wie mit Anschuldigungen von sexueller Belästigung umgegangen werden soll. Ubisoft war selbst letztes Jahr in eine Flut von Vorwürfen sexueller Belästigung verwickelt, die -genau wie bei Blizzard- von der Personalabteilung unter den Teppich gekehrt wurden.

Ubisofts Chief Creative Officer Serge Hascoët und Global Head of Human Resources Cécile Cornet traten daraufhin von ihren Posten zurück, nachdem die erste Welle von Anschuldigungen aufkam. Die Leute die den Briefes unterzeichent haben behaupten, dass manche der Täter statt gefeuert zu werden, befördert wurden.

“Wir haben tatenlos zugesehen, wie Sie nur die Täter entlassen haben, die am meisten in der Öffentlichkeit standen”, heißt es in dem Brief. “Den Rest haben Sie entweder kündigen lassen oder schlimmer noch, Sie haben sie befördert, sie von Studio zu Studio, von Team zu Team versetzt und ihnen eine Chance nach der anderen gegeben, ohne dass es Konsequenzen gegeben hätte. Das muss aufhören.”

In einem öffentlichen Bericht, der Anfang Juli veröffentlicht wurde, räumt Ubisoft ein, dass das Unternehmen ein hohes Risiko eingeht, entweder talentierte Mitarbeiter zu verlieren oder erst gar nicht mehr für sich gewinnen zu können, weil es das toxische und sexistische Verhalten nicht eindämmt. Genauso wie Blizzard hat auch Ubisoft eine dunkle Vergangenheit. International hat das Unternehmen einen schlechten Ruf, wobei Ubisoft Singapur am allerschlechtesten abschneidet.

Dort sei sexuelle Belästigung, neben schlechter Bezahlung und Mobbing an der Tagesordnung. Bei Ubisoft Singapur gibt es viele Probleme, u.a. bekämen einige Junior-Entwickler vor Ort nicht mal genug Geld um aus dem Haus ihrer Eltern auszuziehen. Zusätzlich gäbe es täglich Fälle von sexueller Belästigung, ungleiche Bezahlung und Behandlung je nach Rasse und Hautfarbe und Mobbing von dem Management.

Schlimme Vorfälle bei Ubisoft

Am 6. Juli postete eine Mitarbeiterin anonym im offiziellen Flüsternetzwerk, dass ein Angestellter von Ubisoft Singapore versucht habe, sie zu sexuellen Handlungen zu drängen und würde ihr im Gegenzug bei der Bewerbung für ein Praktikum bei dem Studio helfen. In den Flüsternetzwerken wurde auch oft der Name Maxime Béland genannt, ein ehemaliger Creative Director von Splinter Cell, der u.a. eine Mitarbeiterin auf einer Betriebsfeier gewürgt hatte.

Andere Namen die immer wieder auftauchen sind Tommy François und Stone Chin. Tommy François ist ein langjähriger Redaktionsleiter, der für unangemessene Kommentare und sexuelle Belästigung bekannt ist. “Schon kurz nach meiner Ankunft bei Ubisoft wurde ich gewarnt, in seiner Nähe sehr vorsichtig zu sein, weil es als Frau nicht sicher mit ihm sei “, sagte eine aktuelle Entwicklerin.

Der andere ist Stone Chin, ein langjähriger PR-Manager des Unternehmens, der fast ein Jahrzehnt lang in Ubisofts Büro in San Francisco arbeitete. Chins Verhalten wurde häufig in internen Flüsternetzwerken diskutiert. Auch hier wurden weibliche Angestellte gewarnt, nicht mit ihm allein zu sein. In einem 2014 bei der Polizei gemeldeten Vorfall wurde Chin beschuldigt, eine Frau die ebenfalls in der Spielebranche arbeitete, sexuell angegriffen zu haben.

Auch in North Carolina hat Ubisoft keinen guten Ruf. Eine ehemalige Mitarbeiterin von Ubisofts Customer Relationship Center in North Carolina erzählte, dass sie im letzten Jahr mehrere Berichte einreichte weil sie von ihrem Vorgesetzten belästigt wurde. Es hätte sich um sexistische Kommentare, grafische Beschreibungen von Frauenkörpern und einen Vorfall beinhalteten, in dem ihr Belästiger Vergewaltigung als etwas beschrieb, das “nicht so schlimm ist und als lustig angesehen werden kann.”

Das war noch nicht alles

Und damit noch nicht genug. Am 22. Juni wurde Andrien Gbinigie, der Ubisoft Brand Marketing-Manager, der zuletzt an Watch Dogs: Legion arbeitete, beschuldigt eine Frau sexuell belästigt und vergewaltigt zu haben. Kathryn Johnston, die für eine Gaming-Marketing-Firma arbeitete, sagte, dass Gbinigie sie auf der PAX 2014 dazu drängte, mit ihm in ein Hotelzimmer zu gehen, wo er sie vergewaltigte.

Ende Juni wurde bekannt, dass Antoine Emond, ein Manager von Ubisoft Massive in Schweden seine Macht missbraucht haben soll, um sich während der Arbeitszeit an einer Praktikantin des Studios zu vergreifen, und dass er sie sexuell missbraucht haben soll. Antoine Edmond arbeitet immer noch bei Ubisoft Massive und ist mittlerweile der Director of Consumer Experience.

All diese Geschichten sind nur die Spitze des Eisberges. Dieses Verhalten wurde seit Jahren toleriert und die Täter durften bei Ubisoft bleiben und mussten kaum oder gar keine Konsequenzen erleiden. Im Moment werden viele Stimmen laut und erzählen von ihren Erfahrungen bei den beiden Firmen. Trotzdem glauben viele, dass es sich nur um eine kurze Explosion handelt, vielleicht ein paar Leute in den Führungspositionen gefeuert werden, aber keine große Veränderung eintreten wird, weil die Obersten in der Firma einfach zu mächtig sind.