DE EN CN BR ES RU
Image
Icon

Twitch vs. Kick

Im Dezember 2022 ist die neue Streaming-Plattform Kick an den Start gegangen. Wird sie für Twitch ein Problem und... Daniel | September 5, 2023

Im Dezember 2022 ist die neue Streaming-Plattform Kick an den Start gegangen. Wird sie für Twitch ein Problem und stößt den Monopolisten vom Thron? Der Fokus beiden Streaming-Plattformen könnte unterschiedlicher nicht sein. Twitch möchte die Glücksspiel-Inhalte möglichst von der PC- und Konsolen-Gamer-Plattform fernhalten, wohingegen Glücksspiele bei Kick die größte Kategorie sind. Vorteilhaft an Kick sind aber die hohen Auszahlungen. Dazu kommt, dass bereits einige große Streamer abgewandert sind, die allerdings von Kick lediglich gute Verträge erhalten haben. Ob die Zuschauerzahlen schon mit Twitch mithalten können und was es im Vergleich zwischen Twitch und Kick noch zu wissen gibt, verrät dieser Artikel.

Themenfokus

Das für uns wichtigste Thema möchten wir direkt an den Anfang stellen, denn dies löst auch in Berichten und unter Streamern sowie Zuschauern die meisten Diskussionen aus. Twitch ist ganz klar als Streaming-Plattform für Gamer bekannt. Es wird vorrangig genutzt, um Videospiele und PC-Spiele zu streamen und mit Gaming-Fans zu interagieren.

Bei Kick ist wiederum Glücksspiel die größte Kategorie der Streaming-Plattform. Für einige Nutzer, die bei Twitch Probleme haben, ihren Content zu streamen, mag das die erlösende Antwort sein. Viele andere sehen das aber eher kritisch.

In den Streams der Nutzer werden teilweise Werbeangebote oder Rabattcodes eingeblendet und eventuell werden sogar Jugendliche zum Glücksspiel animiert – und das, obwohl in Deutschland Glücksspiel auch erst ab 18 Jahren erlaubt ist. Dazu kommt die Tatsache, dass Glücksspiel mit einem erhöhten Suchtrisiko verbunden ist, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verlauten ließ. Vom BZgA hieß es, dass fast jeder fünfte Spieler von Online-Casino-Spielen ein abhängiges oder ein problematisches Spielverhalten zeige. Bei einer Plattform, bei der das Geschäftsmodell vorrangig darauf abzielt, weiteren Glücksspiel-Inhalt zu verbreiten, solle man daher vorsichtiger sein. Das ist zumindest die offizielle Empfehlung seitens der Bundeszentrale.

Grundlegendes zu Twitch und Kick

Die Plattform Kick ist noch brandneu und wurde erst Dezember 2022 gegründet. Twitch gibt es dagegen schon mehr als zehn Jahre. Spannend ist an der Gründungsgeschichte von Kick vor allem, welche Firmen und Namen damit verbunden sind.

Fakten/FragenTwitchKick
Seit wann online?6. Juni 20111. Dezember 2022
In wie vielen Sprachen verfügbar?2816
Auch in Deutsch verfügbar?JaJa
FirmensitzSan Francisco in den Vereinigten Staaten von AmerikaMelbourne in Australien
GründerJustin Kann
BetreiberAmazon.com, Inc.Kick Streaming Pty Ltd

Weitere zur Gründung von Kick

Als Inhaber von Kick wird die Kick Streaming Pty Ltd genannt. Diese Firma gehört vollständig der Easygo Entertainment Pty Ltd. Schaut man sich Easygo genauer an, sieht man, dass es sich um einen Glücksspiele-Entwickler handelt, der unter anderem Stake.com mit Spielen versorgt. Die Leitung von Easygo hat zudem Brais Pena Sánchez inne.

Brais Pena Sánchez ist in Anteilen gesplittet. Davon gehören ein Drittel der Ashwood Holdings (die vollständig Edward Craven  gehört) und zwei Drittel Bijan Tehrani. Diese zwei Namen sind durch Stake.com bekannt geworden, da die Casino-Plattform von Edward Craven und von Bijan Tehrani gegründet wurden.

Spannend ist dieses Konstrukt vor allem deswegen, weil Twitch im Oktober 2022 neue Regelungen einführte, um dem Glücksspiel den Kampf anzusagen. Unter anderem wurde auch Stake.com verboten. Zwei Monate später wurde Kick gegründet, welches im direkten Zusammenhang mit den Gründern von Stake.com steht.

Partnerstatus erreichen – Twitch vs. Kick

Bei Kick ist es einerseits zwar leichter, den Partnerstatus zu bekommen, aber andererseits benötigen Streamer dafür insgesamt auch mehr Follower. Hier muss man im Twitch/Kick-Vergleich abwägen, was einem mehr liegt.

AnforderungenTwitchKick
Follower5075
StreamingFür 8 Stunden streamenFür 5 Stunden streamen
Sonstige Anforderungen an das StreamingAn 7 verschiedeneren Tagen streamen

Im Durchschnitt dabei 3 Zuschauer haben

Umsatzbeteiligung – Twitch vs. Kick

Der nächste wichtige Punkt, der für oder gegen eine Streaming-Plattform sprechen kann, ist natürlich der eigene Umsatz. Wie viel ist drin für die Streamer? Bei Twitch ist das schon seit Jahren ein wichtiges Thema. Bislang lag die Aufteilung für die Einnahmen bei den Abonnements bei 50/50, was bedeutet, dass die Hälfte an den Streamer und die Hälfte an Twitch geht.

Kürzlich hat Twitch eine Neuerung eingeführt, bei der eine größere Umsatzbeteiligung möglich ist, allerdings gilt das wohl nur für einen kleinen Bruchteil der Streamer – die Anforderungen sind leider recht hoch. Gleichzeitig steht dem Kick gegenüber, die direkt mit einem enorm hohen Wert locken.

UmsatzbeteiligungTwitchKick
Variante 150/5095/5
Variante 270/30 (Partner-Plus-Programm)

Mit dem Partner-Plus-Programm von Twitch können Streamer nicht nur 50 Prozent, sondern 70 Prozent der Abonnement-Einnahmen behalten. StreamsCharts zufolge erreichen aber gerade einmal 2,5 Prozent der Partner-Streamer bei Twitch die Vorgaben, um für das Programm zugelassen zu werden. Außerdem gibt es pro Jahr für das Partner-Plus-Programm einen maximalen Verdienstbetrag in Höhe von 100.000 Euro. Alles darüber hinaus fällt weiterhin in die 50-Prozent-Regel.

Kritik zum Umsatzthema

Wir möchten an der Stelle zwei kritische Thesen in den Raum stellen. Die eine bezieht sich auf Twitch. Hier ist oftmals die Rede davon, dass Twitch den Streamern schlichtweg viel zu wenig bezahlt. Ein Hälfte-Hälfte-Angebot erscheint auf den ersten Blick fair, aber Twitch stellt im Grunde „nur“ die Technik und die Streamer sind es, die das Angebot am Laufen halten. Natürlich könnte man argumentieren: Ohne Streamer kein Twitch und ohne Twitch keine Streamer. Daher ist es der eigene Blickwinkel, der entscheidet, ob die 50/50-Aufteilung fair ist.

Kick aufgrund der hohen Erlöse in den Himmel zu loben wäre aber vielleicht ebenso falsch. Natürlich sehen 95 Prozent Einnahmen auf den ersten Blick sehr viel aus – und sicher sind sie das auch. Für viele Streamer sind die Einnahmen garantiert der Hauptgrund, Twitch den Rücken zu kehren oder sich generell neu zu überlegen, mit dem Streaming zu beginnen.

Kick hat aber zumindest im Hinblick auf die Firmengeschichte einen recht bewegten Hintergrund. Wer die gesamten Zusammenhänge verfolgt und die dahinter stehenden Personen recherchiert, wird schnell feststellen, dass das Thema Glücksspiel eine wichtige Komponente ist. Erst, als Twitch eine Webseite aus ihren Richtlinien herausgenommen und damit verboten hatte, tauchte Kick als Antwort auf – und rein zufällig von den Gründern (verschachtelt über mehreren Ebenen, daher nicht auf Anhieb erkennbar) eben jener Webseite.

Es gibt daher kritische Stimmen, die behaupten, dass die 95 Prozent Einnahmen tatsächlich gar nicht dafür gedacht sind, dass Kick profitabel sein soll. Stattdessen wird zum Teil behauptet, dass man Kick als „Werbeplattform“ missbrauchen möchte, um das Online-Casino Stake zu bewerben (welches bei Twitch nun keine Plattform mehr hat).

Wir stellen diese Kontroversen lediglich in den Raum. Die wahren Beweggründe, warum sich Twitch für 50 und Kick für 95 Prozent entschieden hat und welche Hintergründe es zur Entstehung von Kick gibt – das wird sich zumindest öffentlich wohl nie lösen, sondern stets eine Spekulation bleiben.

Zuschauerzahlen – Kick vs. Twitch

Bei den Zuschauerzahlen gibt es genau zwei Betrachtungsweisen:

  • Wie hoch sind die Zuschauerzahlen, weil es zum Beispiel guten Content von bekannten Streamern gibt? Das ist wichtig für die Zuschauer/Abonnenten.
  • Wie hoch sind die Zuschauerzahlen, die durch den Content erreicht werden können. Das ist vor allem wichtig für die Streamer, insbesondere für sehr neue Streamer.

Auch hier warten die beiden Plattformen mit ganz unterschiedlichen Zahlen auf. Twitch ist faktisch der Gigant der Streaming-Szene. Das eröffnet jede Menge Türen, bedeutet aber auch sehr viel mehr Konkurrenz. Bei Kick sind die Zahlen dagegen deutlich geringer, die Plattform ist aber auch viel neuer und dadurch haben vor allem Streamer noch bedeutend mehr Chancen als beim etablierten Twitch.

ZuschauerzahlenTwitchKick
Tägliche Zuschauer2,5 Millionen Zuschauer100.000 bis 150.000
KanäleFast 100.0002.500 bis 7.000

Wenn man diese Werte (die im Übrigen nur Momentaufnahmen sind und sich jederzeit ändern können) prozentual umrechnet, ergibt sich folgendes Bild:

  • Twitch: Wenn sich die 2.500.000 Zuschauer bei Twitch auf 100.000 Kanäle aufteilen, dann sind es pro Kanal genau 25 Zuschauer.
  • Kick: Wenn sich die 100.000 Zuschauer bei Kick wiederum auf höchstens 7.000 Kanäle aufteilen, dann sind es etwa 21 Zuschauer. Nimmt man den Mittelwert aus 2.500 bis 7.000 Kanäle (also 4.750), dann sind es etwa 32 Zuschauer.

Grundlegend liegen die durchschnittlichen Zuschauer pro Kanal also recht nah beisammen, wenn man die absoluten Zahlen außen vor lässt.

Nutzerzahlen und Bekanntheitsgrad – Kick vs. Twitch

Zwar kann Kick bei Weitem noch nicht mit dem Monopolisten Twitch mithalten, aber der Weg scheint in die richtige Richtung zu gehen. Es bleibt abzuwarten, wann diese Reise vorbei ist, die Zahlen stagnieren oder ob Kick Twitch tatsächlich irgendwann vom Thron stoßen kann.

Fakten/FragenTwitchKick
Registrierte Accounts10 Millionen (Quelle, Stand Juni 2023)Keine Angabe
Zuschauerstunden1,81 Milliarden pro Monat – Stand Juli 2023 (Quelle)

56,919 Millionen Zuschauerstunden pro Tag – Stand August 2023 (Quelle) – zum Vergleich, 18 Millionen Zuschauerstunden als im Mai 2023

Keine Angabe zu monatlichen Zahlen

56,619 Millionen Zuschauerstunden pro Tag – Stand Juni 2023 (Quelle) – Wachstum sehr gering, März waren es 55,033 Millionen Zuschauerstunden

Visits1,1 Milliarden – Stand Juli 2023 (Quelle)Nicht bekannt
KanäleKnapp 100.000 Kanäle (Quelle)

Gleichzeitig laufend: 92.600 (zum Vergleich, 2012 lag der Wert noch bei 2.200) – Stand 2022 (Quelle)

2.500 bis 7.000 Kanäle (Quelle)
Anzahl Zuschauer pro TagUm die 2,5 Millionen pro Tag (Quelle)

Mehr als 2 Millionen Zuschauer gleichzeitig (Quelle)

Um die 100.000 bis 150.000 Zuschauer pro Tag (Quelle)