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Twitch verlässt Südkorea wegen zu hoher Gebühren

Twitch, die beliebte lila Plattform für Livestreaming, hat sich dazu entschieden, ihre Dienste in Südkorea einzustellen. Als Ausschaltdatum wurde... Leni | Dezember 6, 2023

Twitch, die beliebte lila Plattform für Livestreaming, hat sich dazu entschieden, ihre Dienste in Südkorea einzustellen. Als Ausschaltdatum wurde der 27. Februar 2024 festgelegt. Der Geschäftsführer von Twitch, Dan Clancy, erklärte in einem Blogbeitrag, dass das Unternehmen in Korea seit geraumer Zeit Verluste hinnehmen musste. Eine profitable Zukunft dort sei leider nicht in Sicht.

Die Entscheidung, Südkorea zu verlassen, kam nicht aus heiterem Himmel, denn Twitch hatte bereits im Vorjahr Maßnahmen ergriffen, etwa durch das Einstellen von Video-on-Demand-Diensten. Außerdem reduzierte die Plattform die Streaming-Möglichkeiten für koreanische Content Creator.

 

Diese Entwicklungen sind möglicherweise der Anfang einer Kettenreaktion, die nicht nur Twitch betrifft, sondern auch andere ausländische Firmen wie Netflix, Google und Meta, die die Marktbedingungen in Korea genau beobachten. Die Reaktion der südkoreanischen Regierung auf den Rückzug von Twitch – insbesondere die anstehenden parlamentarischen Debatten über Netznutzungsgebühren – dürfte weitreichende Folgen haben.

Warum sind „Netzwerknutzungsgebühren“ und die „Zahlerprinzip“-Regeln ein intensiv diskutiertes Thema?

In Südkorea hat die Einführung von verpflichtenden Netzwerknutzungsgebühren zwischen Internetdienstanbietern (ISPs) und dem Verbot von kostenfreien Peerings sowie die daraus resultierenden Zwangstarife für den Datenverkehr zu vielen, hitzigen Diskussionen geführt. Seit den Gesetzesänderungen müssen alle Anbieter, unabhängig von ihrer Größe, Gebühren für den gesendeten Datenverkehr an andere Anbieter entrichten. Diese Anpassung schließt auch Inhaltsanbieter mit ein, die jetzt für den Zugang zu vernetzten Systemen zur Kasse gebeten werden können.

Die Folgen dieser Regulierungen sehen wie folgt aus:

Doppelte Gebühren: Dienstanbieter können sowohl von den Endusern als auch von Inhaltsanbietern Gebühren für den Zugang zur Infrastruktur verlangen.

Begrenzte Verhandlungsmöglichkeiten: Freie Peerings und Transitabsprachen sind nicht mehr erlaubt.

Einfluss auf Auslandsmärkte: Angesichts der Bestrebungen europäischer Telekommunikationsunternehmen, ähnliche Gebühren auch von ausländischen Inhaltsanbietern zu erheben, könnte dies zu globalen Marktveränderungen führen.

Diese Entwicklungen haben besonders für Streaming-Plattformen und soziale Medien Konsequenzen, denn ein hoher finanzieller Aufwand könnte dazu führen, dass Unternehmen ihre Dienste in teuren Märkten, in diesem Fall Südkorea, einstellen. Beobachter erwarten, dass ein solches Szenario zu einer Verarmung der Servicevielfalt und einer Einschränkung der Inhaltsfreiheit für südkoreanische Zuschauer führen könnte.

Diskussionen in Europa: Europäische Dienstanbieter wie die Deutsche Telekom schlagen vor, vergleichbare Gebühren auch von international agierenden Content Anbietern zu erheben. Der Vorwurf lautet, diese würden von einer kostenfreien Nutzung der Infrastruktur profitieren.

Festzuhalten bleibt, dass die Kosten für Inhaltsanbieter in Südkorea im internationalen Vergleich besonders hoch sind. Es könnte der Punkt erreicht werden, an dem die Betriebskosten den Nutzen einer Marktpräsenz übersteigen, wodurch sich mehrere Unternehmen zurückziehen könnten.

Wie geht es für die Streamer weiter?

Zwangsläufig wirft dieser Schritt die Frage auf, wohin die koreanischen Streamer gehen werden. Im Grunde gibt es nur eine Option und die heißt AfreecaTV, aber im Moment ist es noch zu früh, um das vorherzusagen. Die koreanischen Streamer werden wahrscheinlich selber mitteilen, wohin sie wechseln werden.

Wenn man allerdings bedenkt, dass die wohl bekannteste Firma der Welt, Amazon, der Eigentümer von Twitch ist, ist es überraschend, dass die Finanzen der Grund für die Schließung von Twitch in Korea waren, immerhin hat Amazon mehr als genug Geld und könnte sich das locker leisten.