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Twitch nimmt Streamerin nach Morddrohungen zurück

Twitch hat die Sperre für eine Streamerin aufgehoben, nachdem sie gedroht hatte, im Hauptquartier des Unternehmens “Menschen zu erschießen”.... Leni | April 2, 2022

Twitch hat die Sperre für eine Streamerin aufgehoben, nachdem sie gedroht hatte, im Hauptquartier des Unternehmens “Menschen zu erschießen”. Viele Leute fragen sich, ob Twitch damit nicht zu weit gegangen ist und eventuell einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen hat.

Streamerin droht Mitarbeiter von Twitch zu erschießen

Narcissawright ist eine Streamerin, die von Twitch im März wegen versehentlicher Nacktheit und einem Verstoß gegen die Bekleidungsrichtlinien auf unbestimmte Zeit gesperrt wurde (eine solche Sperre dauert aber gewöhnlich nur ein paar Tage). Daraufhin wandte sie sich an Twitter und schrieb, dass sie sich “umbringen wolle” und “Leute im Twitch-Hauptquartier erschießen wolle”, weil sie gesperrt worden war. Sie hängte noch in HAHAHAHA an ihren Tweet (der mittlerweile gelöscht ist).

Twitch nimmt sie zurück

Sieben Tage nach ihrer unbefristeten Sperre teilte Narcissa eine E-Mail von Twitch, in der stand, dass die unbefristete Sperre in eine 22-tägige Sperre umgewandelt würde weil sie sich entschuldigt habe. Twitch erklärte: “In Anbetracht der Details deines Falls, einschließlich der Reue, die du in deinem Einspruch zum Ausdruck gebracht hast, haben wir beschlossen, die Dauer deiner Suspendierung zu reduzieren.”

Narcissa erklärte das so: “Ich besitze keine Waffen und die Drohung war nicht glaubwürdig. Ich hatte allerdings das Gefühl, mich selbst zu verletzen, und der Tweet war meine Art, mich selbst zu verletzen.” Obwohl die Streamerin behauptete, dass ihre Drohung “nicht glaubwürdig” war, waren viele Leute schockiert, dass Twitch Narcissawright überhaupt wieder aufnimmt, nachdem sie gedroht hatte, Mitarbeiter zu erschießen.

Neuer Trend Gewaltandrohungen?

Viele Leute glauben jetzt, dass andere Streamer solches Verhalten kopieren werden, denn es hat jede Menge Aufmerksamkeit generiert und Narcissawright wurde effektiv nicht bestraft. Alles was sie brauchte war eine Entschuldigung. Damit könnte ein gefährlicher Trend geschaffen worden sein. Eine Pause vom Streamen zu bekommen, während der eigene Name mit wenig Aufwand im Internet kursiert, mag für Streamer wie ein Traum klingen.

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Der Fall Narcissawright beweist, dass man nur eine gut formulierte Entschuldigung braucht, um seine Plattform zurückzubekommen. Das Vorgehen von Twitch bei dieser Sperre könnte einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Die Entscheidung hat eine sehr ernste Situation unter den Teppich gekehrt. Wenn Streamer noch dreister werden um noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, kann man eventuell bald echte von unechten Drohungen nicht mehr unterscheiden.

Viele Leute in der Twitch Community finden es nicht gut, dass Narcissa so einfach davonkam. Es ist wichtig, daran zu denken, dass Twitchs Handlungen in solchen Situationen Auswirkungen haben werden – und ein “Freifahrtschein” für eine Gewaltandrohung könnte sehr negative Auswirkungen haben.

Twitch sollte auch auf seine Mitarbeiter und seine Community Rücksicht nehmen. Man kann sich nur vorstellen, wie sich solche Situationen auf die Mitarbeiter von Twitch auswirken. Es ist nicht das erste Mal, dass eine solche Drohung ausgesprochen wird. Im Jahr 2019 wurde die Polizei wegen einer Androhung einer Schießerei in die Zentrale in San Francisco gerufen.

“Die Sicherheit unserer Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität”, sagte Twitch damals, “und wir konzentrieren uns darauf sicherzustellen, dass dies schnell und sicher gelöst wird.” Die Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, anstatt ins Büro zu kommen.

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Inkonsistentes Verhalten von Twitch

Ein weiteres Problem ist, wie Twitch mit Regelbrechungen umgeht – nämlich extrem inkonsistent. Streamer werden für Dinge, mit denen andere Streamer davonkommen, hart bestraft. Gegen manche Verbote wird nie Einspruch erhoben, während andere mit ausreichend gutem Zureden aufgehoben werden. Twitch äußert sich bekannterweise nicht öffentlich zu Sperren, um die Privatsphäre der User zu schützen, aber selbst in den E-Mails an die User wird nur selten ein genauer Grund für eine Sperre genannt. Es wird zwar die Regel genannt, gegen die verstoßen wurde, aber nicht, wie genau sie verletzt wurde.

Das wohl beste Beispiel für die Inkonsistenz von Twitch ist die koreanische Streamerin Velvet_7. Sie wurde wegen sexueller Inhalte für ganze 18 Monate gesperrt. Aber Velvet_7 hat sich weder aus Versehen nackt gezeigt noch Drohungen gegen Twitch-Mitarbeiter ausgesprochen.

Die Streamerin beschuldigte Twitch, dass sie nur deshalb gesperrt worden sei, weil sie einen “anderen Körpertyp als andere Mädchen” und eine “größere Brust” habe. Zwar wird jede Sperre von Fall zu Fall gehandhabt, und der Kontext ist entscheidend, aber zwei identische Verstöße sollten auch die gleichen Strafen nach sich ziehen.