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Streaming-Plattform Kick vorgestellt

Wenn es um das Thema Streaming geht, dann hat die Plattform Twitch definitiv eine Monopolstellung. Nun allerdings ist mit... Daniel | August 15, 2023

Wenn es um das Thema Streaming geht, dann hat die Plattform Twitch definitiv eine Monopolstellung. Nun allerdings ist mit der Streaming-Plattform Kick ein Konkurrent aufgetaucht, der den Markt wahrlich aufmischt. Worin sich Twitch und Kick unterscheiden und welche Streamer bereits abgewandert sind, verrät dieser Artikel.

Die Eckdaten von Twitch

Die Streaming-Plattform Twitch ist seit dem Jahr 2011 online und mittlerweile in knapp 30 Sprachen verfügbar. Im Jahr 2014 übernahm Amazon den Dienst. Vorrangig wird Twitch zum Streamen von Videospielen und für den Esport allgemein genutzt und hat sich daher in der Gaming-Szene als erste Anlaufstelle etabliert.

Die Eckdaten von Kick

Die Streaming-Plattform Kick läuft seit dem 1. Dezember 2022 unter der Domain Kick.com. Die Verwicklungen zwischen den einzelnen Firmen und Beteiligungen könnten kaum komplexer sein:

  • Inhaber von Kick ist die Kick Streaming Pty Ltd in Australien.
  • Die Firma Kick Streaming Pty Ltd wiederum gehört zu 100 Prozent zur Easygo Entertainment Pty Ltd.
  • Easygo ist ein Entwickler für Glücksspiele und Casinospiele und versorgt unter anderem Stake.com mit der Software. Geleitet wird Easygo von Brais Pena Sánchez.
  • Die Anteile an Brais Pena Sánchez sind zwischen Bijan Tehrani (2/3) und Ashwood Holdings (1/3) aufgeteilt.
  • Die Ashwood Holdings gehört zu 100 Prozent Edward Craven.

Bekannt sind diese Namen durch die Plattform Stake.com. Gegründet wurde sie von Bijan Tehrani und Edward Craven. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, so sind sie durch ihre Beteiligungen auch jetzt beide die endgültigen Inhaber der neuen Streaming-Plattform Kick.

Es gibt außerdem Gerüchte darüber, dass Trainwreckstv (ein bekannter amerikanischer Casino-Streamer) eine Führungsrolle bei Kick innehat. Ob er auch am Gewinn beteiligt ist, ist dagegen nicht bestätigt. Man kann aber davon ausgehen, dass er eine wichtige Rolle spielt, da er bei Kick auch einer der allerersten Streamer war.

Kick und das Glücksspiel

Bis Herbst 2022 hatten Casino-Streamer kein Problem, ihren Content bei Twitch zu verbreiten. Schon jahrelang wurde das von vielen Nutzern kritisiert. Im Oktober führte das Portal neue Regelungen ein. Eigentlich wollte Twitch dem Thema Glücksspiel an den Kragen, doch trotz der neuen Regelungen und verbotenen Seiten gibt es immer noch genügend Hintertüren für Casino-Streamer. Unter anderem sind Seiten wie Stake.com verboten worden, weshalb es nun auch noch interessanter ist, dass Kick kurz darauf, im Dezember 2022, an den Start ging.

Ein richtiges Glücksspiel-Verbot gibt es demzufolge bei Twitch nicht, aber durch die verbotenen Seiten und Partnerschaften hat Twitch einige Streamer quasi direkt in die Arme der Konkurrenz getrieben – und die wiederum profitiert gleich mehrfach, da ja am Ende Kick und Stake zusammenlaufen. Das dürfte auch einer der Hauptgründe sein, warum Kick den bekannten Streamern so gute Deals anbieten konnte und warum generell so hohe Einnahmen gezahlt werden. Am Ende gewinnen alle.

Dass die Plattform Kick dem Glücksspiel gegenüber offen ist, zeigt sich aber nicht nur durch die verstrickte Firmengeschichte, sondern auch daran, dass Casino-Streams die beliebteste Kategorie sind.

Unter anderem gibt es aber noch mehr Hinweise, zum Beispiel durch die Partnerschaft zum Alfa-Romeo-F1-Team. Kick und das Team haben gemeinsam mit Stake.com einen mehrjährigen Titel-Sponsoring-Vertrag abgeschlossen. Sowohl das Logo als auch der Name von Kick werden in Ländern, in denen Werbung für Glücksspiel und Sportwetten eigentlich nicht erlaubt sind, anstelle von Stake.com präsentiert.

Verträge mit Streamern

Im Laufe des Jahres unterzeichneten einige bekannte Streaming-Persönlichkeiten Verträge mit der Firma Kick:

  • Adin Ross: Der Streamer schloss sich  Trainwreckstv an und gab am 1. März 2023 bekannt, einen Vertrag mit Kick unterzeichnet zu haben.
  • BruceDropEmOff: Auch der Streamer BruceDropEmOff gab im Mai 2023 bekannt, dass er mit Kick eine Partnerschaft eingegangen sei.
  • xQc: Einen nicht exklusiven Vertrag unterzeichnete xQc (namentlich Félix Lengyel) für die Dauer von zwei Jahren und in Höhe von 70 Millionen US-Dollar. Es hieß außerdem, dass der Wert des Deals mit zusätzlichen Anreizen noch auf bis zu 100 Millionen US-Dollar steigen könnte.

Die genauen Summen dieser Vereinbarungen sind bis auf den Deal von xQc nicht bekannt gegeben worden. Ross behauptete damals, dass dieser Deal zum damaligen Zeitpunkt der Größte in der Geschichte des Streamings gewesen sein soll. Ross gab aber auch an, dass es nicht mehr als 150 Millionen US-Dollar gewesen sein sollen.

Der bislang größte Streaming-Deal wurde damals mit Ninja geschlossen, der einen exklusiven 50-Millionen-Dollar-Vertrag unterschrieben hatte.

Weitere bekannte Streamer auf Kick

Nicht alle Streamer haben von Kick einen Vertrag angeboten bekommen. Teilweise sind die Streamer zu Kick abgewandert, weil sie zum Beispiel einen permanenten Bann bei Amazons Streaming-Plattform haben. Einige Streamer fahren sogar zweigleisig, indem sie parallel Streams auf Twitch und Kick stattfinden lassen.

Roshtein

Ein Beispiel hierfür ist Roshtein, der nach einigen Monaten Pause einen Comeback-Stream auf beiden Plattformen veranstaltete. Ihn begleiteten dabei mehr als 20.000 Zuschauer.

Bekannt geworden ist auch Roshtein (namentlich Ishmael Swartz) als Casino-Streamer, wobei auch er seit Oktober 2022 den stärkeren Richtlinien von Twitch unterliegt und daher bei Kick deutlich mehr Inhalte zum Gambling zeigen kann als bei Twitch.

Ice Poseidon

Ein weiteres bekanntes Gesicht auf Kick ist auch Ice Poseidon (namentlich Paul Denino). Der Streamer fiel schon vor Jahren wegen zahlreicher Meldungen und Sperren auf und wurde schlussendlich von Twitch gebannt. Damals gab er seine Flugdaten in einem Stream preis, woraufhin ein Zuschauer einen angeblichen Bombenalarm auf seinen Namen auslöste.

Mittlerweile ist der Streamer auf Kick aktiv, hat aber nun weitere Probleme kassiert. Aufgrund von sexuellem Verhalten in Thailand (ein Lapdance in einem Hotel, der auch via Kick gestreamt wurde) saß er in Thailand im Gefängnis und muss sich nun dort auch vor Gericht verteidigen. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Amouranth

Mit über sechs Millionen Followern bei Twitch wechselt mit Amouranth (namentlich Kaitlyn Siragusa) ein weiteres bekanntes Gesicht zur neuen Streaming-Plattform Kick. Offiziell ist nicht bekannt, ob sie freiwillig ging oder genau wie andere Streaming-Größen einen Vertrag angeboten bekommen hat. Bei der Menge an Followern ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass sie einen guten Deal erhalten hat.

Weitere Streamer

Aus Deutschland sind ebenfalls einige Streamer zu Kick abgewandert, allerdings vorrangig wegen einer Sperre bei Twitch oder weil ihr Content dort nicht oder nicht in der Form möglich war. Dazu zählen unter anderem:

  • OrangeMorange (namentlich Kevin Bongers)
  • Scurrows – The Bottländer
  • iCrimax (namentlich Maximilian Daniel Schuster)
  • Standard Skill (namentlich Philip Geißler)
  • Real Bazzi

Wandern alle Streamer zu Kick ab?

Bei der Menge an Streamern, die auf die neue Plattform wechseln, stellt sich natürlich die Frage, ob die Monopolstellung von Twitch in Gefahr ist. Fakt ist, dass es auch viele Streamer gibt, die ganz offen sagen, dass sie nicht zu Kick wechseln werden. Beispiele hierfür sind Tanzverbot und Reved.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Twitch

Generell ist das Gambling, also Glücksspiel, bei Kick eine der beliebtesten Kategorien. Dadurch erreicht die Plattform eine Zielgruppe, die Twitch wiederum durch das Verbot von gewissem Glücksspiel-Content nicht erreichen kann. Das ist auch insgesamt der wohl größte Unterschied zwischen den beiden Streaming-Plattformen.

Wer erstmals auf Kick unterwegs ist und die Plattform Twitch vielleicht noch nicht kennt, wird auf den ersten Blick gar nicht so viele Unterschiede feststellen. Das Interface sieht ziemlich identisch aus, inklusive der angebotenen Funktionen. Lediglich bei der Farbe gibt es einen offensichtlichen Unterschied, der zumindest den Leuten auffallen wird, die Twitch schon kennen. Twitch ist in Lila gehalten und bei Kick setzt man auf die Farbe Neongrün.

Der Verdienst für Streamer

Gegenüber Twitch kann Kick beim Verdienst deutlich punkten. Das mag nicht (immer) ausschlaggebend sein, aber am Ende ist es sicherlich für viele Streamer ein Argument, um über einen Wechsel nachzudenken.

Einnahmen bei Twitch

Erst kürzlich wurden bei Twitch die Werberichtlinien verändert, dann aber rückgängig gemacht. Ursprünglich war vorgegeben, dass es verboten sei, Werbung per Audio oder Video von den Streamern einzublenden. Sponsoren-Logos sollten außerdem auf nur noch höchstens drei Prozent der Bildschirmgröße reduziert werden. Das neue Partner-Plus-Programm klingt dagegen gut (70 Prozent Einnahmen durch Abonnements statt 50 Prozent), allerdings sollen nur ungefähr 2,5 Prozent der Streamer die Vorgaben erfüllen können, um für das neue Programm infrage zu kommen.

Einnahmen bei Kick

Eigenen Angaben zufolge teilt Kick 95 Prozent der Einnahmen mit den Streamern und fünf Prozent bleiben als Gewinn bei der Plattform. Bei Twitch sind es zum Vergleich 50 beziehungsweise für einige Streamer 70 Prozent und bei YouTube 30 Prozent.

Das Verdienstmodell weicht ebenfalls von anderen Plattformen ab. Werden bestimmte Bedingungen erfüllt, können Streamer bei Kick pro Stunde bezahlt werden. Sie müssen mindestens vier Stunden pro Tag streamen, das Ganze an 30 Tagen pro Monat. Gleichzeitig ist vorgegeben, dass sie mit dem Chat interagieren, wach sind, eine Webcam verwenden und volljährig sind. In diesem Fall werden die Streamer mit 16 US-Dollar pro Stunde bezahlt.

Der Kampf gegen den Monopolisten

Um sich gegenüber Twitch als neue Streaming-Plattform zu behaupten, muss Kick andere Pfade einschlagen. Einerseits punktet Kick mit den höheren Verdienstmöglichkeiten und hat andererseits bereits ein paar bekannte Streaming-Größen abgeworben. Es bleibt abzuwarten, wie viele Streamer Kick langfristig noch für sich begeistern kann.

Ein weiterer Punkt, bei dem sich Kick ganz klar vom Monopolisten abhebt, ist der Glücksspiel-Content. Genau das sehen viele Streamer und Zuschauer aber auch problematisch.

Wird sich Kick also ganz offen gegen Twitch stellen und die Gaming-Stream-Szene aufmischen? Da bereits viele Streamer angekündigt haben, bewusst nicht zu Kick zu gehen, ist davon nicht auszugehen. Vielmehr ist zu vermuten, dass sich Kick als Alternative etablieren wird, insbesondere, wenn es um Casino- und Gambling-Inhalte geht.