Das europäische Teilnehmerfeld für den Six Invitational Qualifier bestand aus Teams wie Secret, Vitality, Rogue, Chaos, Natus Vincere und Tempra Esports. Am Ende gewann jedoch ein Team namens ‘Mkers’. Bislang hatten diese Spieler im internationalen Kontext noch nichts gerissen. Wer sind sie und wie konnten sie den Qualifier gewinnen?
Die fünf Spieler stammen aus Italien. Der Großteil des Rosters fand sich im September zusammen und mit der Verpflichtung von Lorenzo “Lollo” Massuccio war das Lineup komplett, das wir im Six Invitational Qualifier erleben durften. Bislang haben sie auf internationaler Ebene nicht viel gezeigt.
MKERS SIND NICHT EINMAL CHALLENGER LEAGUE MATERIAL
Das Team, das sich nun an Chaos, Rogue, Natus Vincere und Tempra Esports vorbeigespielt hat, befindet sich nicht einmal in der EUCL. Im Closed Qualifier für die Challenger League belegten sie den zweiten Platz hinter Cowana Gaming. Somit verpassten sie knapp den Einzug in die Liga. Auf der letzten Map zogen sie sogar noch in die Overtime!
Mit ein paar besseren Runden wären sie also in der Challenger League gelandet. Doch auch so ein Erfolg würde nicht ansatzweise das rechtfertigen, was am vergangenen Wochenende passiert ist. Denn Secret, Rogue, Chaos, Vitality und Natus Vincere sind alle Teil der European League. Tempra waren sogar beim November Major dabei und hatten zuvor G2 Esports geschlagen. Es scheint fast unmöglich, dass solche Teams in Reihe gegen ein unbekanntes italienisches Lineup einklappen können. Und doch ist es passiert.
Congrats to @mkersofficial for qualifying to the #SixInvitational 2021! pic.twitter.com/2LJVyZDfqx
— Rainbow Six Esports (@R6esports) 20. Dezember 2020
DER VORTEIL DER UNBEKANNTHEIT
Wie kann sich ein Team auf einen Gegner wie G2 Esports vorbereiten? Ganz einfach, durch intensive Analyse ihrer Spiele, von denen es ausreichend VODs auf YouTube oder Twitch gibt. Zu Teams wie G2, Secret, BDS oder Empire gibt es mehr als genug Material zu finden. Damit kann sogar ein kleines Team eine umfangreiche Konter-Strategie entwickeln.
Die Rückrichtung funktioniert im Fall von Mkers aber nicht. Von ihnen existieren kaum Aufnahmen im Internet. Das eine Spiel gegen Chaos im europäischen Raleigh-Qualifier ist nun mehr als ein Jahr alt und fand mit fünf anderen Spielern statt. Es gab also praktisch gar kein Material für Secret und Co. um sich entsprechend auf das Team vorzubereiten. Selbst wenn diese VODs existieren würden, hätten die anderen Teams diese Aufnahmen dann wirklich intensiv studiert?
EIN FALSCHES GEFÜHL VON SICHERHEIT
Nachdem die Jungs von Tempra bereits erfolgreich gegen G2 Esports angegangen sind, fühlen sie sich zurecht wie ein starkes Team. Falls sie nicht gerade eine besondere Vorliebe für italienisches Siege an den Tag legen, dann werden sie vor dem Qualifier auch nichts von Mkers gehört haben. Es gab für sie – und für die anderen Teams im Bracket – keinen Grund, diese Italiener wirklich ernst zu nehmen. Der erste Sieg gegen Rogue konnte noch auf die Schwankungen des deutschen Teams in jüngster Zeit geschoben werden. Ihre Gefährlichkeit offenbarte sich erst wirklich im Kampf gegen Chaos. Als Secret dann endlich einen Sieg gegen Mkers erziehen konnten, erschien der wundersame Durchlauf des Teams ein Ende gefunden zu haben. Niemand konnte wirklich damit rechnen, dass sie in der letzten Phase des Qualifiers noch so angreifen würden.
Nun sind Mkers beim Six Invitational dabei. Teams wie Secret, Natus Vincere und Tempra Esports müssen das Event stattdessen aussitzen. Nicht alle konnten sich Chancen auf das Turnier ausmachen, aber mit so einem Ausgang hat nun wirklich niemand gerechnet. Doch der Sieg der Italiener ist verdient. Sie haben einen nahezu perfekten Durchlauf hingelegt und sich gegen die besten Teams des Qualifiers behauptet – für die anderen Squads gibt es also keine Ausreden. Damit hat sich eindeutig das verrückteste Upset des Jahres ereignet. Ein passender Abschluss für ein bereits verrücktes 2020.