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Sind Partner-Teams ein Fluch oder Segen für Counter-Strike?

Die Frage, die gerade viele CS-Fans beschäftigt, ist, ob Partnerteams gut oder schlecht für die Szene sind. Die Antwort... Alex | Mai 21, 2023

Die Frage, die gerade viele CS-Fans beschäftigt, ist, ob Partnerteams gut oder schlecht für die Szene sind. Die Antwort darauf ist nicht so einfach wie man am Anfang denken könnte und wir haben uns mit den Pros und Cons beschäftigt.

Warum gibt es Partnerteams?

Wie ihr wisst geht Valve mit der Counter-Strike Szene super entspannt um, sie nehmen kaum Einfluss auf Turniere oder Veranstalter, es gibt selten Restriktionen und jeder der Bock hat, kann wie er will Turniere und Cups veranstalten.

Das hat vor allem Anfangs zu wilden Auswüchsen geführt und es war sehr unübersichtlich, bis die ESL langsam aber sicher mehr und mehr andere Organisatoren entweder gekauft hat (ESEA, Dreamhack und Faceit) oder sie sich selbstständig zurückgezogen haben bzw. pleite gegangen sind (Starladder, Eleague, Cevo, Flashpoint).

Die ESL hat in dieser Phase auch mehrmals versucht, eine eigene Franchise-Liga am Beispiel der amerikanischen Sportligen aufzubauen, was auf harten Widerstand der Szene gestoßen ist und letztendlich ad-acta gelegt wurde. Ein großer Kritikpunkt, der sicher auch von den Teams kam, war die Frage nach der eigenen Brand (siehe OWL, wo niemand mehr weiß wer eigentlich hinter der Franchise steckt) und der Teilnahme an anderen lukrativen Turnieren.

Wo liegt der Vorteil?

Der Grundgedanke blieb aber: Die Teams sind ein wichtiges Asset jeder Liga, langfristiger Planbarkeit und Markenbildung. Außerdem können Fanbasen nur erreicht werden, wenn möglichst viele Identifikationspunkte entstehen, also die gleichen Teams, Spieler usw. an der Liga teilnehmen. Gleichzeitig profitiert jeder der Beteiligten daran die Wertschöpfungskette unter einen Hut zu bringen und zu vereinheitlichen und Reichweiten zu bündeln. Das reicht vom Spielerjersey im Team-Shop bis zur Koordination von Markendeals und Partnerschaften.

Das geht aber nur, wenn die verschiedenen Wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Teams und der Ligen festgehalten werden und die Verantwortlichkeiten und Aufteilung des Gewinns klar geregelt ist und so entstand die Idee der Partnerteams. Durch die erhöhte Zusammenarbeit, Koordination und Standardisierung der Prozesse wurde also die Rentabilität der Teams und Organisatoren erhöht.

Jetzt gibt es alle Jerseys der Teams an einem Zentralen Punkt, jedes Team muss in der Organisation gewisse Standards einhalten usw. Gleichzeitig müssen sich die Teams keine Sorgen mehr über einen Abstieg machen und können durch die gesicherte Teilnahme an einer Top-Liga bessere Sponsordeals aushandeln. Kein Sponsor investiert gerne ohne Garantien und die können die Teams ihnen so geben. Wirtschaftlich gesehen macht das Konzept also mega Sinn.

Negativer Einfluss auf die Sportlichen Leistungen

Aber was ist mit den Sportlichen Leistungen? Als die Partnerteams zusammengerufen wurden bestand die Gruppe der Auserwählten aus den zu dieser Zeit stärksten und bekanntesten Organisationen. Mittlerweile hat sich in der Community skill technisch einiges getan, Spieler werden älter, krank oder neue hungrige Squads entstehen. Normalerweise bietet die hohe Wirtschaftliche Sicherheit der Partnerteams ihnen auch die Möglichkeit die größten Talente zu Sammeln.

Wenn aber mehr Talent zur Verfügung steht als man “aufkaufen” kann (hallo FC Bayern :D) bilden sich logischerweise nicht-Partnerteams, die genauso, oder ähnlich stark wie ein Partnerteam sein können. Innerhalb ihres vor diesen “Jungen Wilden” geschützten eigenen Habitats denken die Partnerteams (und deren Fans und Spieler), dass sie die größten sind. In wirklichkeit schwimmen außerhalb des Käfigs aber mittlerweile ausgewachsene weiße Haie, die hungriger sind als die überfütterten alten Hasen.

Das Major als Reality-Check

Werden die beiden Gruppen innerhalb eines wichtigen Turniers zusammengelassen entsteht ein rücksichtsloser Kampf ums überleben. Bei den letzten Majors zeichnete sich immer mehr ab, dass die Weltrangliste mit einer sehr großen Portion Salz zu genießen ist. Denn auch wenn Partnerteam 1 und 2 ganz oben stehen, ist das zu einem großen Teil so, weil sie viel untereinander gegeneinander spielen, und deshalb höher bewertet werden (oh, du hast gegen weltrang #5 verloren? Nicht so schlimm). Es hat sich also eine Art Subkultur innerhalb der Szene gebildet.

Würden alle Turniere wieder komplett offen sein, würden wir derzeit wahrscheinlich nicht mehr überrascht sein, wenn 80% der Teamkonstellation von Event zu Event anders wäre.

Partnerteams abschaffen die Lösung?

Könnte man frei darüber bestimmen wäre eine verrückte Idee jetzt die Partnerteams abzuschaffen, das würde aus sportlicher Sicht wahrscheinlich sogar Sinn machen, weil es den offenen Wettbewerb fördern würde aber wäre es gut für die Szene?! Wahrscheinlich nicht. Spielergehälter und Vertragslaufzeiten haben nur so ein hohes Niveau erreichen können, weil die Langfristige Planbarkeit, es den Organisationen erlaubt hat in “Markenbotschafter” zu investieren.

Fans werden immer wieder mit professionell geleiteten Marken konfrontiert und so strategisch geführt und aufgebaut (siehe G2), dadurch wird Esport stärker wahrgenommen. Dumm gesagt: Statt 100 Teams mit jeweils 1000 Fans sind 10 Teams mit 10.000 Fans besser für die Zukunft. Außerdem würde die Infrastruktur in den Managements der Organisationen verstärkt, es gibt Spielerpsychologen, Ernährungswissenschaftler und Fitnesscoaches, das wäre ohne Partnerschaftsteams schwer zu realisieren.

Was tun?

Was könnte man also effektiv tun? Da sind tatsächlich die Teams und Spieler selbst gefragt, sich 4 Jahre an einen Spieler zu binden, macht im Falle eines Generationen-Talents wie s1mple oder einer Gallionsfigur wie CadiaN sicher Sinn, aber ob das für alle Spieler gilt, ist fraglich.

Andererseits werden Teams, deren Charaktere zusammenpassen und die Chemie stimmt, langfristig besser funktionieren als ein Söldnerhaufen, bei dem man alle sechs Monate den Schwächsten ersetzt. Man muss also das bestehende Line-up motivieren, herausfordern und regelmäßigen Reality-Checks unterziehen, damit sie nicht beim Major herausfinden, dass sie gegen Monte und Into the Breach nicht gut genug sind.

Die Fans müssen realistisch bleiben

Die BO1-Ausrede ist legendär und die Paarungen sicher stellenweise mehr als ungünstig, das ist nicht von der Hand zu weisen. Man darf aber nicht vergessen, dass sowohl die Tages- als auch “Wochenform” eine mega große Rolle im Esport spielt, mehr noch als im traditionellen Sport. Dafür, dass so viele “Großartige” Teams nicht in den Playoffs des letzten und diesen Majors stehen, gibt es aber am Ende für die Spieler nur die bittere Pille der Wahrheit zu schlucken, es war einfach ein “Skill-Issue” 😛