Joakim „jkaem“ Myrbostad steht derzeit im Zentrum eines der größten Dramen der jüngeren Esports-Geschichte. Der norwegische Counter-Strike-Profi wurde von seinem aktuellen Team BC.Game auf die Bank gesetzt, nachdem öffentlich Vorwürfe laut wurden, er habe durch exzessives Glücksspiel rund 300.000 Dollar Schulden angehäuft!
Die Situation ist nicht nur ein persönliches Desaster für jkaem – sie wirft auch Fragen über Verantwortung, Mental Health und Abhängigkeiten in der Esports-Szene auf.
The only right thing to do now. Nothing changes, just taking a step back to work on stuff that should’ve been worked and dealt with along time ago. Will he posting some more news and update tonight! Will be cheering the guys on from the sideline! https://t.co/bVLNczJHPY
— jkaem (@jkaem) April 25, 2025
Schulden, Skins und Vertrauensbruch
Den Anfang nahm das Drama bereits im vergangenen Jahr, als ein Skins-Händler namens erslan jkaem öffentlich beschuldigte, geliehene Skins im Wert von 10.000 Dollar nicht zurückgegeben zu haben. jkaem bestätigte den Vorfall und gab zu, dass es „mehr als einen Fall“ gegeben habe, bei dem er sich Geld oder Items geliehen und nicht zurückgezahlt habe.
Doch das war nur die Spitze des Eisbergs.
Sein ehemaliger Coach bei BLEED, Aleksandar „kassad“ Trifunović, veröffentlichte daraufhin eine Reihe brisanter Aussagen (mittlerweile gelöscht), in denen er behauptete, jkaem schulde mehr als 300.000 Dollar – unter anderem 50.000 Euro an ihn persönlich und 50.000 Dollar an Owen „smooya“ Butterfield, die kassad eigenen Aussagen zufolge sogar selbst beglichen habe. Auch Hampus „hampus“ Poser soll laut kassad von jkaem betrogen worden sein – dieser soll Skins im Wert von mehreren Tausend Dollar erschlichen haben.
Interne Quellen, die mit HLTV gesprochen haben, bestätigten, dass sich mehrere Personen bei jkaem über unbezahlte Schulden beschwert hätten – was die Glaubwürdigkeit der Aussagen von kassad untermauert.
Reaktion von BC.Game
Angesichts der schweren Vorwürfe setzte BC.Game, ein Team mit engen Verbindungen zu Glücksspielplattformen, jkaem auf die inaktive Liste. In einem offiziellen Statement erklärte die Organisation, man wolle jkaem Zeit geben, sich auf seine persönlichen Probleme zu konzentrieren, und gleichzeitig das Team stabil halten – besonders mit Blick auf das bevorstehende IEM Dallas (19.–25. Mai 2025).
BC.Game bestätigte, dass jkaem einem Rückzahlungsplan zugestimmt habe und dass man ihn unterstütze – unter der Bedingung, dass er seine Verpflichtungen einhalte. Andernfalls behält sich die Organisation „weitere Schritte“ vor.
Ironischerweise steht BC.Game selbst in der Kritik: Zwei der hinter dem Team stehenden Firmen wurden Ende 2024 in Curaçao für bankrott erklärt, auch wenn die Organisation selbst beteuert, das Tagesgeschäft laufe weiter. Der Vorfall mit jkaem wirft jedoch ein neues, kritisches Licht auf die engen Verbindungen zwischen Esports-Teams und Glücksspielunternehmen.
Das war die Karriere von jkaem
Joakim „jkaem“ Myrbostad gilt als einer der Pioniere des norwegischen Counter-Strike. Bereits in der CS:GO-Frühzeit machte er sich einen Namen als starker Rifler mit aggressivem Spielstil.
Karriere-Timeline:
- 2015: Internationaler Durchbruch mit Team Kinguin (später G2); Halbfinale bei DreamHack Cluj-Napoca Major
- 2016–2017: FaZe Clan – erste große internationale Bühne
- 2018–2019: Renegades – Halbfinale beim StarLadder Berlin Major
- 2020–2021: 100 Thieves und später EXTREMUM – solide Leistungen, aber wenig Team-Erfolg
- 2023–2025: BC.Game – letzter großer Anlauf, nun vom Skandal überschattet
Seine stärkste Phase hatte jkaem wohl 2019 mit den Renegades, wo er als fragstarker Second Entry maßgeblich zum Erfolg bei mehreren Tier-1-Turnieren beitrug. Seine Konstanz, Game Sense und starke Rifle-Mechanics machten ihn bei Fans wie Analysten beliebt.
Privat galt jkaem immer als zurückhaltend, bodenständig und fokussiert – eine Persona, die nun in heftigem Kontrast zu den Glücksspiel-Vorwürfen steht. Wie genau und wann diese Problematik begann, ist unklar, doch sie zeigt, wie schnell finanzielle und psychologische Probleme selbst erfahrene Profis treffen können.
Glücksspielsucht im Esport
Der Fall jkaem wirft erneut ein Schlaglicht auf ein Thema, das lange unter der Oberfläche brodelte: die Nähe von Glücksspielplattformen zur Esport-Welt. Skins-Wetten, Casino-Sponsoren, Ingame-Währungen – viele Profis haben bereits Berührungspunkte gehabt, sei es als Werbepartner oder Konsument.
Dass ausgerechnet ein Spieler von BC.Game, einer Organisation mit Glücksspielbezug, in einen solchen Skandal verwickelt ist, verleiht der Geschichte eine bittere Ironie.
Es zeigt: Die Esports-Branche muss dringend Strukturen schaffen, um finanzielle Beratung, mentale Gesundheit und Suchtprävention zu fördern. Gerade bei jüngeren Spielern, aber auch bei Routiniers wie jkaem, kann fehlende Unterstützung fatale Folgen haben – persönlich wie beruflich.
Der Skandal um jkaem ist ein dramatischer Tiefpunkt in einer ansonsten erfolgreichen Karriere. Er zeigt, wie brüchig selbst das gefestigste Image sein kann, wenn persönliche Probleme lange ignoriert oder versteckt werden. BC.Game muss sich nun neu aufstellen, jkaem wiederum steht vor der Herausforderung, Vertrauen zurückzugewinnen – sportlich wie menschlich.
Ob er eines Tages ein Comeback feiern kann, ist offen.