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Interview mit Socke: Ein Urgestein verabschiedet sich aus der Szene

Mit Manuel “Socke” Mohr hat sich vor wenigen Tage ein wahres Urgestein aus der deutschen Counterstrike-Szene verabschiedet. Sockes Begeisterung... Alex | Juni 17, 2022

Mit Manuel “Socke” Mohr hat sich vor wenigen Tage ein wahres Urgestein aus der deutschen Counterstrike-Szene verabschiedet. Sockes Begeisterung für CS ist wahrscheinlich älter als einige von uns alt sind. Seit 2001 war er im professionellen CS-Bereich tätig und hat in seiner Karriere einige namenhafte Stationen durchlaufen.

Zuletzt war Socke Manager bei cowana und konnte kürzlich, neben dem Gewinn der Fragster CS:GO Liga und dem zweiten Platz in der ESL Meisterschaft, einige Erfolge verbuchen. Aber alles Gute hat sein Ende und so hat Socke seinen Rückzug aus dem CS-Bereich bekanntgegeben. Wir haben mit ihm über seinen Werdegang, das Leben eines CS-Managers und die deutsche Szene gesprochen.

Socke über seinen Werdegang

Ohje, das beginnt so früh. Mein allererster Clan (ja so hieß das damals) waren die “Starkillers United” so um 2000 rum, haha. Das war die Zeit, als man noch TRIAL oder Ähnliches im Nick tragen musste, damit auch klar war, was dein Stand ist. 😉 Überraschenderweise kam ich dadurch aber auch sehr früh mit dem professionellen E-Sport in Kontakt, da wir als CS-Team mit dem damals weltbesten Unreal Tournament Clan “offensive Gaming” fusionierten.

Als ich merkte, dass ich für eine spielerische Karriere zu schlecht bin, wechselte ich früh ins Management und wurde Orga und Redakteur bei verschiedenen großen Akteuren. Erst ging es zu esports united, dann zu DkH. Ich war Gastautor bei mymtw und durfte auch auf LANs fahren und davon berichten.

Am Anfang wollte ich natürlich – wie so ein Nerd halt ist – immer bei den besten Clans dabei sein. Als ich merkte, dass es in den unteren Rängen herzlicher zuging, wechselte ich auch mal zu unbekannten Teams, um sie organisatorisch zu unterstützen. Hat mir irgendwie Spaß gemacht, keine Ahnung warum.

Um 2003 rum wurde ich dann Leiter der Landesvertretung Rheinland-Pfalz im E-Sport, was ich viele Jahre hauptsächlich gemacht habe. Teams für die Deutsche Ländermeisterschaft verschiedener Games aufzubauen und ins Rennen zu schicken war eine wirklich zeitraubende aber auch erfüllende Aufgabe, da man regional mit sehr vielen Spielern in Kontakt kam. Natürlich war mein Steckenpferd auch hier CS, später CSS und kurz noch CSGO.

Parallel haben wir es bei DKH nochmal mit einem CSGO-Team versucht, mangels Enthusiasmus bei meinen Manager-Kollegen lief das aber nicht lange und auch nicht gut. Mein eigenes Brand “REVIDE Gaming” war dann auch oft Platzhalter für gute Teams, die ich versuchte zu guten Orgas zu vermitteln. Zwischendrin hatte ich auch immer mal wieder Leerlauf.

Der Wechsel zu Entropy

Nach einer sehr ernüchternden Zeit bei Stofftiere Online e. V. bin ich dann 2018 bei Entropy aufgeschlagen. Dort hat es mir sehr gefallen, die Orga ist einfach spitze. Wir hatten auch das ein oder andere schlagkräftige Team mit Spielern wie Rigon “rigoN” Gashi, Adrian “Aika” Schunke, Mergim “cyn.n” Leposhtaku, Meriton ‚MALI‘ Ibrahimi und auch alte Hasen wie André “Kirby” Kempa.

Nach ein paar durchwachsenen Seasons bin ich dann mit den Spielern von Private eSports zusammen gekommen und wir sind geschlossen dann zu eSport Rhein-Neckar gewechselt. Auch eine sehr prägende Zeit für mich, da es sich hierbei um eine etwas anders strukturierte Orga handelt, die an einen großen lokalen Verein (TSV Oftersheim) angeschlossen ist.

Dort lief es eine ganze Zeit lang sehr gut, wir waren permanent in den maßgeblichen Ligen in den 1st DIVs. Hier merkte ich auch das erste Mal, dass ich weniger zeitliche Kapazitäten zu Verfügung habe, als noch zu den Zeiten ohne Kind. Also musste ich mich zurückziehen, da ich doch viele Aufgaben bei ERN auch außerhalb der traditionellen Rolle des Team-Managers übernommen hatte.

Der Dank der Spieler zählt zu den herzerwärmendsten Momenten

Fragster: Wie bist du zu cowana gekommen?
Socke:
OKOLICIOUZ kam auf mich zu, ein Spieler, den ich zwar in der Friendlist aber ansonsten nicht viel Kontakt hatte. Er suchte noch einen Manager für ein Team, dass er gerade für cowana zusammenstellte. Damals waren die Spieler noch in den Vertragsverhandlungen. Da ich bis dahin – von ein paar Benefits abgesehen – bisher nur ehrenamtlich als Manager gearbeitet habe und mir ein kleines Gehalt in Aussicht gestellt wurde, habe ich überlegt.

Ich hatte ja nicht plötzlich mehr Zeit. Ich habe dann mit Daniel, dem CGO von cowana gesprochen, meine Aufgaben abgesteckt und auch eruiert, wie ich das zeitlich bewerkstelligen kann. Da ich zudem auch in Elternzeit war (50%) und dadurch etwas weniger Einkommen hatte, konnte ich das durch einen Job im E-Sport wieder ausgleichen. Also habe ich zugesagt.

Fragster: Bleibst du CS:GO in irgendeiner Form erhalten?
Socke: Zumindest mal eine Zeit lang nicht. Ich hoffe, dass ich irgendwann, wenn meine Kinder ein entsprechendes Alter haben und selbstständiger sind, dass ich dann wieder Zeit für mein Hobby E-Sport habe. Wenn ein passendes – wenig zeitraubendes – Angebot kommen sollte, überlege ich es mir vielleicht. Momentan kann ich es mir aber nicht vorstellen ein Angebot anzunehmen.

Fragster: Der herzerwärmendste Moment in deiner Karriere?
Socke: Immer dann, wenn mir Spieler für meine Arbeit gedankt haben!

Fragster: Wie hätten dir die Spieler das Leben leichter machen können?
Socke: In dem sie gleich bei der ersten Aufforderungen mir das liefern, worum ich gebeten habe. Mapveto, Daten, etc. 😉

Da machste nicht nur 2 mal die Woche 3 Klicks

Fragster: Was für Tipps würdest du einem jungen CS:GO Manger mit auf den Weg geben?
Socke: Junge, das ist Arbeit. Da machste nicht 2 mal die Woche 3 Klicks und sonnst dich dann mit dem Logo deiner Orga auf der Brust. Wenn du das gut machen willst, musst du ca. 15-25 Wochenstunden einplanen. Ganz egal was du verdienst. Und achja, auch wenn du mal ein paar Euro kriegst, das ist überwiegend immer noch ein Ehrenamt.

Fragster: Fehlt in Deutschland der gute Banter?
Socke: Gute Frage, was BIG mit Spandau veranstaltet hat, war ganz lustig. Die haben aber auch das Personal und Equipment, um sowas gut hochzuziehen. Andere Orgas kriegen nicht mal ihren Twitter-Account richtig gepflegt, da hätte ich die Befürchtung, dass man sich mit einem Banter eher zum Lachs macht.

Fragster: Wieviel verdient man eigentlich als CS:GO Manager, wenn wir so dreist fragen dürfen?
Socke: Wenn es nicht gerade BIG oder Sprout ist: Von gar nichts bis 450€ ist alles dabei. International sieht das vielleicht nochmal etwas anders aus, da habe ich allerdings keine Kennzahlen, da ich nur in deutschen Orgas war.

Da müssten viele mal an ihren Vorstellungen arbeiten

Fragster: Wenn du die Entwicklung der deutschen Szene in den letzten Jahren betrachtest, was fällt dir positiv und negativ auf?
Socke: Positiv stimmt mich die Entwicklung, wie wir Manager mittlerweile miteinander umgehen. Wir sind seit ca. einem Jahr sehr gut vernetzt (Danke Lukas aka LuckY-Strike!) und stimmen uns bei schwierigen Themen doch auf ziemlich professionellem Niveau ab. Das ist insbesondere bei potentiell konfrontativen Themen mit der ESL/Freaks4U sehr hilfreich.

Mich freut auch, dass ESL und Freaks4U endlich die Fusion geschafft haben, auch wenn die erste Season suboptimal lief. Ich hoffe auf die zweite Season und vor allem auf 2023, dass sich das wieder einfängt. Wünschenswert wäre hier mehr Budget seitens TO, aber die nationalen Ligen sind halt nicht so begehrt.

Negativ fällt mir auf, dass die Zuschauerzahlen – die ohnehin nie besonders hoch waren – einbrechen. Internationale Veranstaltungen sind wesentlich attraktiver. Leider gibt es im E-Sport auch keinen Lokalpatriotismus wie zum Beispiel im Fussball, bei der man als Fan seinem Verein auch noch in der dritten Liga zuschauen würde. Die gewachsenen Strukturen im E-Sport ermöglichen das nicht. eSport Rhein-Neckar hatte Ansätze dahingehend, ist aber kürzlich aus dem CSGO-Bereich ausgestiegen, weil es nicht finanzierbar ist.

Negativ finde ich auch die Entwicklung der Lohnvorstellungen mancher Spieler. Viele glauben, sie sind es wert einen Vollzeit-Lohn oder sehr guten Teilzeit-Lohn zu beziehen. Das bringt Orgas regelmäßig in finanzielle Engpässe. Da müssten viele mal an ihren Vorstellungen arbeiten, denn die sind meistens unrealistisch.

Da wurde auch mal eine Beleidigung rausgehauen

Fragster: Wenn du eine Sache in deiner Karriere anders machen könntest, was wäre das bzw. gibt es einen Fehler, den du bereust?
Socke: Ich hätte vielleicht nicht zu Stofftiere Online gehen sollen, vor allem als die Skandale rauskamen und es eine feindliche Übernahme des Vereins durch den zweiten Vorsitzenden geben sollte. Rückblickend betrachtet habe ich aber dazu gelernt.

Fragster: Mit Julz von Entropy verbindet dich bis heute eine gute Freundschaft. Wie geht man damit um, wenn die Teams gegeneinander spielen?
Socke:
Zumindest bei einer der Begegnungen waren wir im TS und haben das Match gemeinsam geschaut. Natürlich wurde da auch mal eine Beleidigung rausgehauen xD Überwiegend liefs aber eher analytisch ab.

Auch Fragster bedankt sich bei Socke für die gute Zusammenarbeit in unseren Cups und der Liga Saison und wünschen ihm und seiner Familie alles gute für die Zukunft und dass wir uns wiedersehen, wenn es soweit ist!