Eine angespannte Atmosphäre herrscht momentan beim Internationalen Esport-Verband (IESF), da er tief in einem Skandal verwurzelt ist. Diese prekäre Situation bezieht sich auf finanzielle Vorfälle im Zusammenhang mit ihrer jährlichen Weltmeisterschaft, die in dieses Jahr Rumänien abgehalten werden sollte.
Seit seiner Gründung im Jahr 2008 verfolgt die IESF – eine globale Sporteinrichtung mit Sitz in Seoul, Südkorea – das Ziel, Esports auf der ganzen Welt zu legitimieren. Die IESF World CyberSport Championship 2023 ist für den 25. August in Iasi, Rumänien, geplant. Es werden Turniere in diversen Titeln angeboten.
Kurzfassung des Skandals
Zur Durchführung der World Cyber Sports Championship muss der Turnierorganisator eine Lizenz kaufen, die einen stolzen Preis von einer Million Dollar hat. Allerdings spült ein solch großes Event natürlich auch erhebliche finanzielle Vorteile ins Land.
Dafür muss der der städtische Sportverein (CSM) von Iasi eine Lizenzgebühr von einer Million Dollar für das Privileg zahlen, um die IESF in diesem Jahr auszurichten. Von dieser Summe hat der CSM bereits 750.000 Dollar gezahlt, allerdings nicht an das südkoreanische Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus (MCST), den Hauptfinanzierer und Eigentümer der IESF. Stattdessen wurde das Geld an ein lokales Unternehmen in Nordmazedonien überwiesen, von dem behauptet wird, dass es eine Tochtergesellschaft der IESF ist. Dieses Unternehmen wurde von IESF-Präsident Vlad Marinescu sieben Wochen vor der ersten Zahlung gegründet – ein verdächtiges Detail.
Südkorea hat schon eigene Untersuchungen eingeleitet, weil die Lizenzgebühr eigentlich auf das IESF-Konto in Südkorea und nicht auf das Konto der Tochtergesellschaft in Nordmazedonien hätte überwiesen werden sollen.
Laut Vladimir Danilov, dem Direktor des städtischen Sportvereins von Iasi KP, konnten sie nicht direkt auf das Konto in Südkorea einzahlen, so dass sie die IESF um eine Bankverbindung in einem Land der EU baten und ein offizielles Schreiben bekamen, in dem sie aufgefordert wurden, an eine Bank in Nordmazedonien zu zahlen. Ihm zufolge wusste er nicht, dass die Tochtergesellschaft erst vor kurzem gegründet worden war. Außerdem wird in dem offiziellen Schreiben die Bankverbindung von der EU angefordert, obwohl Nordmazedonien nicht zur EU gehört.
750.000 Dollar auf einem mysteriösen Konto?
Der Begünstigte des IESF-Regionalbüros in Nordmazedonien ist Boban Totovski – er hatte Danilov zusammen mit Marinescu dazu überredete, 750.000 Dollar auf das Konto in Skopje zu überweisen. Totovski selbst ist berühmt-berüchtigt, allerdings ihm wird nicht viel Gutes nachgesagt.
Warum ist das Geld bei der nordmazedonischen Niederlassung der IESF gelandet sei und welchen Zweck hat es? Marinescu antwortete folgendes:
“Die IESF ist eine offiziell registrierte Organisation mit Hauptsitz in Südkorea und rechtlichem Sitz in Nordmazedonien, und da es sich um eine einheitliche Organisation handelt, die Zahlungen in ihren Büros entgegennehmen kann, wurde die Zahlung des städtischen Sportvereins [Iasi] an das nordmazedonische Büro überwiesen. Das Geld wurde dem IESF-Budget zugewiesen, das von den Ratsmitgliedern genehmigt und jährlich der Generalversammlung zur Genehmigung durch die nationalen Verbände, die Mitglieder sind, vorgelegt wird. Als Turnierveranstalter beschäftigt die IESF sowohl in ihrem Hauptsitz in Südkorea als auch in ihrem Büro in Nordmazedonien hauptamtliche Mitarbeiter, die sich unermüdlich für den Betrieb und das Hauptereignis, die Weltmeisterschaft, einsetzen.”
Auf die Anfrage der Vorstandsmitglieder der IESF Korea gab Marinescu bereits eine andere Antwort. Ein Teil dieser Mittel wird zur Deckung der Preisgelder der Weltmeisterschaft 2022 verwendet. Eine solche Rechnung wirft viele Fragen auf. Jedem wird klar sein, dass es unmöglich ist, die Preisgelder des einen Haushalts auf Kosten des nächsten zu refinanzieren.
7,3 Millionen Gesamtbudget?
Der Gesamtbetrag, das für die Veranstaltung bereitstellt wird, beläuft sich auf 5 Millionen Euro. Das Gesamtbudget der Veranstaltung beläuft sich auf 7,3 Millionen Euro. Natürlich wird nicht der gesamte Betrag für das IESF-Finale 2023 verwendet, aber 3,68 Millionen Euro werden wie folgt aufgeteilt:
1,22 Millionen Euro für Logistik, 500 000 € – Preisgelder, 551.000 € Produktion, 400.000 € Miete für das Gelände, 56. 000 € Tagegeld für Richter und Kommentatoren und 350.000 € für zusätzliche Demospiele und regionale Wettbewerbe.
Offensichtlich sind das extreme Summen, die komplett unangemessen sind.
Andrey Yatsenko, Direktor für strategische Partnerschaften bei StarLadder sagte dazu: “Das größte Kuriosum ist nicht einmal das Budget der Veranstaltung selbst, sondern die Tatsache, dass der größte Teil dieser Mittel im Rahmen des Vertrags von der Stadt Iasi auf Kosten des städtischen Haushalts (d. h. auf Kosten der Steuerzahler) gezahlt werden soll. Wollen die Einwohner von Iasi wirklich eine städtische Großveranstaltung wie die Weltmeisterschaft der IESF in ihrer Stadt sehen? Die Frage ist rhetorisch.”
Um ordnungsgemäß registriert zu werden, muss die Gründung einer Tochtergesellschaft nachgewiesen werden – das ist allerdings nicht passiert. Tatsächlich gibt es nur eine IESF mit Sitz in Südkorea. Das Unternehmen aus Nordmazedonien ist offensichtlich ein Betrug. Die Überweisung von Zahlungen aus Rumänien direkt nach Nordmazedonien war ein Verstoß gegen das Gesetz. Das Geld musste über die Zentrale in Südkorea nach Nordmazedonien gelangen. Wie es jetzt weitergeht ist unklar.