IEM Cologne Gruppenphase: s1mple’s Dominanz und die Rückkehr zur LAN

Es ist ein wunderschönes Bild. Die Spieler sind zurück auf LAN, können sich gegenseitig anschreien, und mit 5 Millisekunden Ping spielen. Mit Natus Vincere und Gambit sind die zwei großen Favoriten in die Playoffs gekommen, aber alles dreht sich bei der IEM um s1mple.

Denn so, wie Oleksandr “s1mple” Kostyliev spielt, gibt es kaum eine Chance, an NaVi vorbeizuziehen. Nach drei Matches und insgesamt neun Maps steht er mit einem 1.52er Rating da. Niemand sollte von ihm erwarten, dass er das auch bis zum Finale durchziehen kann, aber es kündigt ihn als den Spitzenstar der neuen LAN-Ära an. Denn Mathieu “ZywOo” Herbaut, der nun schon zwei Jahre lang als bester Spieler der Welt gewählt wurde, hatte bei der IEM Startschwierigkeiten. Ein 1.12er Rating ist für seine Verhältnisse schlecht und sollte den s1mple-Fans Hoffnung geben, dass der Ukrainer dieses Jahr wieder zurück an die Spitze kommen kann.

TWISTZZ FÜHRT FAZE IN DIE PLAYOFFS

Aber s1mple ist nicht der einzige beeindruckende Spieler bei der IEM Cologne. Nach langer Wartezeit haben wir endlich gesehen, was Russel “Twistzz” Van Dulken mit dem FaZe Clan alles anstellen kann. Seine Impact-Kills rissen einige schwierige Situation für FaZe rum und er blieb auch unter Drucksituationen ruhig. Das ist nämlich das, was dem FaZe Clan bislang gefehlt hatte. Wenn die Matches knapp wurden, dann nahm die Nervosität Oberhand. Turnier nach Turnier konnten wir zusehen, wie Finn “karrigan” Andersen und Co. die größten Teams angriffen, dann aber entweder ein Comeback zuließen oder ihr eigenes Comeback auf den letzten Metern versiebten. Es war fast wie ein Fluch – doch sie scheinen endlich Besserung zu erfahren. In ihren Spielen gegen Spirit, Vitality und Heroic bewiesen sie, dass sie knappe Matches auch siegreich beenden können.

Für Abdul “degster” Gasanov endet die IEM tragisch. Bislang war er mit einem 1.34er Rating der zweitbeste Spieler und konnte seine Kills sogar gegen Heroic und FaZe durchsetzen. Aber sein Team zog nicht mit. Ohne ihn wären Spirit noch viel schneller ausgeschieden, aber auch mit ihm reichte es nicht aus.

Jetzt müssen die anderen Spitzenreiter in Köln die Führung übernehmen – die, die immer noch im Spiel sind. Astralis sind in dieser Sache Außenseiter. Keiner ihrer Spieler hat es in die Top 10 geschafft. Dass das Team es mit einem Durchschnittsrating von 1.01 in die Playoffs geschafft hat, ist beachtlich. Es zeugt mal wieder davon, wie stark die Spieler als Einheit zusammenarbeiten. Sie brauchen nicht unbedingt einen Star wie Nicolai “device” Reedtz, um erfolgreich zu sein. Natürlich würde ihnen device jetzt aber gut tun, denn Virtus.pro und G2 Esports sind brandgefährlich!

NAVI ODER GAMBIT… ODER G2?

Vor dem Turnier war klar, dass Natus Vincere und Gambit Esports die Spitzenreiter sind. Im vergangenen Monat hatten sie sich mehrfach um internationale Trophäen duelliert und die anderen dabei hinter sich gelassen. Aber ein Faktor ist hier merklich anders: Gambit spielen auf LAN. Das bekommen sie, wenn man ihren Ergebnissen gegen G2 vertrauen darf, nicht so gut hin wie online.

Bei NaVi sehen die Dinge anders aus. Schließlich sind s1mple und Denis “electronic” Sharipov erprobte LAN-Monster. Sogar Ilya “Perfecto” Zalutskiy konnte noch vor Beginn der Pandemie Erfahrung sammeln. Die Ratings zeigen, dass Valeriy “B1T” Vakhovskiy mit dem Druck gut zurecht kommt. Nachdem Gambit den Einzug in das Halbfinale verpasst haben und jetzt gegen einen hoch motivierten FaZe-Kader antreten müssen, steht erstmals seit Monaten die Frage im Raum, ob Gambit die Playoffs schon früh verlassen werden.

Dafür kommen G2 als Final-Anwärter in Frage. Ihre Performance in der Gruppenphase war beachtlich und langsam scheint es, als müsse Nikola “NiKo” Kovač nicht mehr das ganze Gewicht stemmen. Seine Performance wird aber natürlich eine Siegesvoraussetzung bleiben. Die Playoffs des ersten LAN-Events seit 15 Monaten treten bald los. Die IEM Cologne nähert sich ihrem Ende und das Team, das dort gewinnt, wird sich die wichtigste Trophäe seit 2020 sichern können.