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Guide: Das GSL-Format

Fragster Fundamentals sind dein Einstieg in die Esports-Welt! Mit einsteigerfreundlichen Guides und Tipps für Fortgeschrittene helfen wir dir, kompetitives... Fabio | August 3, 2021

Fragster Fundamentals sind dein Einstieg in die Esports-Welt! Mit einsteigerfreundlichen Guides und Tipps für Fortgeschrittene helfen wir dir, kompetitives Gaming und deine Lieblings-Spiele besser zu verstehen.

Der Begriff ‘GSL’ ist den wenigstens Esports-Enthusiasten bekannt. Dabei taucht dieses Turnierformat in fast allen Esports-Disziplinen auf und ist bis heute eine der einfachsten Arten, eine spannende Gruppenphase zu gestalten. In dieser Ausgabe von Fragster Fundamentals schauen wir uns die Geschichte des GSL-Formats an!

Wer von euch kennt noch die Global StarCraft II League? Auch wenn dieser Esport ein wenig in Vergessenheit geraten ist, war das einmal eine der größten Ligen und Turniere der ganzen Welt. Das dort eingesetzte Format ist namensgebend für GSL, denn dort kam die Idee erstmals zum Einsatz. Also was genau ist das GSL-Format?

Vier Teams sitzen in einer Gruppe. Zu Beginn gibt es zwei Eröffnungsspiele. Aus diesen Matches kommen Sieger und Verlierer hervor. Die Siegerteams dürfen ins Winners’ Match und wer sich dort durchsetzt, darf in die Playoffs weiter. Die Verliererteams aus den Eröffnungsspielen kommen ins Losers’ Match (auch Elimination Match). Wer dort verliert, ist raus. Nun gibt es noch ein letztes Match zwischen den Siegern des Loser’s Match und den Verlierern des Winners’ Match (Consolidation Match, Decider, Tiebreaker Match). Hier entscheidet sich das zweite Team, das in die Playoffs weiter darf.

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Das GSL-Format der Global StarCraft II League (via Liquipedia)

WARUM IST GSL SO BELIEBT?

Die Antwort ist ziemlich einfach: Das Format ist klar und einfach strukturiert, Spieler und Fans können sich meist schon intuitiv zurecht finden. Vier Teams brauchen nur fünf Matches, was im Vergleich zu Round Robin sehr wenig ist. Außerdem erhöht sich die Anzahl der Spiele linear mit der Menge der Teams. Bei acht Teilnehmern sind es jeweils fünf Spiele in zwei Gruppen. 16 Teams brauchen nur 20 Matches. Ein volles Round Robin Bracket mit so vielen Teams würde mehr als 100 Matches benötigen!

Außerdem sind die Storylines kompakt. Fans verlieren nicht den Überblick, weil die Anzahl der Gegner übersichtlich bleibt und der Verlauf der Gruppenphase anhand weniger Team-Kollisionen abgezeichnet werden kann. Für Organisatoren, die vor den großen Playoffs noch schnell eine Gruppenphase benötigen, bietet sich das Format ebenfalls an. Jedes Team bekommt zwei Chancen, sich zu qualifizieren. Die zwei Teilnehmer, die weiter kommen, haben durch die Winners’ und Consolidation Matches auch noch unterschiedliche Seedings.

IST GSL DAS BESTE FORMAT?

Diese Frage wird viel debattiert. Wir haben die Vorteile bereits dargelegt und sehr viel spricht dafür, GSL umfangreich einzusetzen. Counter-Strike hat das für viele Jahre getan und bedient sich auch weiterhin des Formats. Die Kompaktheit und die Storylines sind für Organisatoren ein großer Vorteil. Matches haben einen ganz klaren Wert. Im Winners’ Match wird um den Playoffs-Einzug gekämpft, im Losers’ Match geht es um das Überleben im Turnier.

Das GSL-Format ist aber bei weitem nicht perfekt. Das Swiss System, das Valve seit 2017 für Major-Turniere einsetzen, bietet Teams ingesamt drei Chancen. Wenn sie also drei Matches verlieren, sind sie raus. Seeding spielt dort zwar auch eine Rolle, aber selbst wenn die Favoriten gegeneinander antreten, sorgt das Format dafür, dass beide Teams weiterhin eine Chance erhalten und nicht mehr Gefahr laufen, sich zu treffen. Dadurch, dass die Sieger und Verlierer in unterschiedliche Pools aufgeteilt werden, bildet sich in den meisten Fällen eine natürliche Hackordnung.

Und wenn die Anzahl an Matches nicht wichtig ist, dann hat Round Robin selbstverständlich Vorteile. Alle Teams treten gegeneinander an – besser kann eine Rangordnung zwischen ihnen gar nicht zustande kommen! GSL bietet also Vor- und Nachteile, die vorsichtig abgewägt werden müssen. Manchmal geht das GSL-Konzept aber auch komplett schief. Turniere wie die ESL One Cologne 2016 haben gezeigt, was passiert, wenn Teams nur in Vierergruppen kämpfen dürfen.

DAS GSL-DESASTER BEI DER ESL ONE COLOGNE 2016

Stell dir vor, die besten Teams des Turniers würden fast alle in einer Gruppe landen. Noch viel schlimmer – die Gruppe ist GSL! Für die Favoriten heißt das also, dass nur zwei von ihnen überhaupt in die Playoffs weiter können. Wenn das auch noch bei einem großen Major-Turnier passiert, ist Kritik vorprogrammiert.

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Fällt dir bei der Gruppe D etwas auf? (via Liquipedia)

Um das Problem zu verstehen, müssen wir zum Juni 2016 zurückblicken. Klar, heute sind Gambit und Astralis Spitzenreiter, genau wie Team Liquid und mousesports. Aber damals, kurz vor Beginn der ESL One Cologne, waren SK, Fnatic, und G2 Esports die Top 3 der HLTV-Weltrangliste. Und siehe da: Alle drei in einer Gruppe! SK waren beim MLG Major in Columbus siegreich, Fnatic hatten noch die IEM Katowice 2016 gewonnen, und G2 hatten sich bei den ECS Season 1 Finals eine Trophäe geholt. Alle drei wurden aber in eine Gruppe gesteckt, obwohl sie ganz klare Favoriten waren.

Wie konnte es zu diesem Desaster kommen? Das Problem lag auf der Hand: Seeding. ESL hatten ihren Job leider nicht besonders gut gemacht und vor der Aufstellung nicht geprüft, ob das durchschnittliche Niveau pro Gruppe ungefähr ausgeglichen sei. Das Ergebnis war fatal: Gruppe D hatten einen durchschnittlichen HLTV-Rang von 5.75, während der Durchschnitt von Gruppe A bei 16.75 lag. Als Antwort darauf kippten Valve das bestehende Major-Konzept und ersetzten das GSL-Format durch ein Swiss System für den ELEAGUE Major: Atlanta 2017.

WIE GSL ÜBER DIE JAHRE VERBESSERT WURDE

Ein ganz offensichtlicher Trick, um GSL besser zu machen, ist also das Seeding. Spieler und Fans kritisieren aber auch gerne, dass Teams zu schnell ausscheiden können. Besonders in den frühen Jahren waren Best-of-One-Matches für die Eröffnungs- und Losers’ Matches beliebt. Ein Teilnehmer konnte also binnen eines Tages und nach zwei Maps aus dem Turnier fliegen. Das Problem war aber leicht zu beheben: Best-of-Ones für die Eröffnungsspiele, Best-of-Threes für den Rest des Brackets.

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Bei der DreamHack werden sogar alle Matches als Best-of-Threes ausgespielt (via Liquipedia, DH Open January 2021)

 

Mit ordentlichem Seeding und genug Maps konnte das GSL-Format massiv aufgewertet werden. Es findet bis heute Anwendung. Die Global StarCraft II League setzt es selbstverständlich noch ein. Aber auch CS:GO nutzt es, selbst wenn die Major-Turniere dem Format schon lange abgeschworen haben. Dota 2 scheint sich fast exklusiv dem Round-Robin verschrieben zu haben, aber dafür ist WarCraft III als GSL-Fan dazugestoßen.

Unsere Fragster Fundamentals Reihe kehrt bald mit weiteren Esports-Guides zurück! Wir haben es hier bereits angesprochen, aber das Swiss-System bietet einen interessanten Ansatz zur Gruppenphase, den wir bald näher beleuchten wollen. Wenn dich das interessiert und du mit uns die Vorteile der verschiedenen Turnier-Formate diskutieren möchtest, dann setz dir jetzt schon das Lesezeichen für Fragster.de und schau bald wieder vorbei!