G2 war in den letzten zwei Jahren wirtschaftlich erfolgreich und ist jetzt unter der neuer Führung in einer entscheidenden Phase. G2 steht vor einigen wichtigen Herausforderungen und die Entscheidungen, die in den kommenden Monaten getroffen werden, werden das Unternehmen grundlegend verändern.
Die Blase, die sich in den letzten zwei Jahren um den Esport gebildet hat, ist gerade dabei, sich langsam aufzulösen. Schon länger gab es die Sorge, dass sich die finanzielle Situation im Esport wieder verschlechtern könnte, jedenfalls im aktuellen Zustand. Wie sieht das bei G2 Esports aus?
Ist G2 ohne Ocelote besser?
Bei G2 hatte diese Ungewissheit nach dem Ausstieg des Gründers und ehemaligen CEO Carlos Rodriguez eine weitere Dimension. Er ist damals als Geschäftsführer zurückgetreten, weil es einen Shitstorm gegen G2 gab, nachdem er den fragwürdigen Influencer Andrew Tate öffentlich in Schutz genommen hatte.
— G2 Esports (@G2esports) 23. September 2022
Das hat der Organisation in keiner Weise geschadet, denn auch ohne Ocelote spielen die Teams von G2 in mehreren Esport-Titeln hervorragend und konnten sich in diesem Jahr schon mehrere Trophäen verdienen, wie zum Beispiel beim Six Invitational, die IEM Katowice und im LEC Winter Split.
Das Geheimnis von G2?
Aber nur weil man gewinnt, heißt das noch lange nicht, dass alle laufenden Kosten gedeckt sind. Slots für die größten Franchise-Ligen der Welt sind schließlich extrem teuer. Esports-Organisationen finanzieren sich natürlich zum Großteil durch Partnerdeals und Sponsoring. Bessere Deals bekommt man natürlich, wenn man beliebt und als Orga attraktiv ist.
Dabei spielt heutzutage Content Creation eine sehr wichtige Rolle (21:06 im Video), wie auch schon G2s General Manager, Romain “Romain” Bigeard gegenüber Ex-Fnatic-Coach Jakob “YamatoCannon” Mebdi in seinem Podcast, erklärt hat. Er hat einen Einblick in die Strukturen von G2 gegeben.
In letzter Zeit gab es ziemlich viele Meldungen von Esport-Organisationen, die ihre Teams auflösen oder ihre Franchise-Slots verkaufen, weil sie Geldprobleme haben (Heroic, TSM, CLG, Astralis, FaZe). Aber G2 scheint davon nicht so stark betroffen zu sein, weil sie eine sehr stabile Fanbase haben und mit erfolgreichen Teams lassen sich Werbeeinnahmen besser generieren.
Laut Digiday hat G2 im Gegensatz zum Rest der Branche im Jahr 2021 sogar einen Gewinn erwirtschaftet, wie aus einem in Deutschland veröffentlichten Finanzbericht hervorgeht – mit einem EBITDA (Gewinn ohne Abzug von Zinsen, Steuern & Co.) von 1,37 Millionen Euro.
Das Einnahme-Modell von G2
“G2 war in den letzten zwei Jahren profitabel”, hat Alban Dechelotte gesagt, der im Januar Ocelote als G2-CEO abgelöst hatte, nachdem er 2021 zum Unternehmen gestoßen war.
Dechelotte war vorher bei Riot Games, Havas und Coca-Cola tätig und hat gesagt, dass die Einnahmen von G2 zu 60 Prozent aus Markenkooperationen, zu 30 Prozent aus Zahlungen von Spiele-Publishern und zu 10 Prozent aus Merchandise wie Team-Trikots bestehen. G2 hat auch Verträge mit Top-Marken wie Red Bull, Mastercard und Adidas in fast jeder Kategorie, was das Unternehmen zusätzlich vor finanziellen Nöten schützt.
Dieses Einnahmemodell hat es G2 bisher ermöglicht, dem Gegenwind zu trotzen, der auf das Unternehmen und auf den Esport im Allgemeinen niedergeht. Dechelotte überlässt jedoch nicht viel dem Zufall. Seit seiner Ernennung zum ständigen CEO im Januar hat er keine Zeit verschwendet, um G2 intern in etwas Demokratischeres zu verwandeln.
Hoffentlich können sie das beibehalten und werden nichts zum nächsten Team, das Entlassungen oder Team-Auflösungen ankündigen muss, weil sie ihre Leute nicht mehr bezahlen können.