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Fazit: NaVi’s dominantes Spiel bei der IEM Cologne

Die Intel Extreme Masters Cologne gingen gestern ohne großes Spektakel zu Ende. Für Fans der Osteuropäer war das Turnier... Fabio | Juli 19, 2021

Die Intel Extreme Masters Cologne gingen gestern ohne großes Spektakel zu Ende. Für Fans der Osteuropäer war das Turnier ein Erfolg, der Rest der Zuschauer bekam leider ein unterwältigendes Finale zu sehen. Das spricht einmal mehr für die Dominanz von Natus Vincere.

Denn das Team rund um Oleksandr “s1mple” Kostyliev konnte sich mit weitem Vorsprung an den anderen Teams vorbeispielen. Der Ukrainier lief am Ende mit einem 1.51er Durchschnitts-Rating auf – für die erste LAN seit 2020 eine unglaubliche Leistung!

NAVI IN GRUPPE B

Die Dominanz begann bereits während der Gruppenphase. Renegades verpassten ihnen auf der ersten Map des Eröffnungsspiels einen kurzen Schock, danach zogen NaVi aber zu einem lockeren 2-1 durch. Auf Dust2 und Nuke kamen die Australier gerade einmal auf zusammengerechnete 10 Punkte. Danach mussten Natus Vincere gegen Vitality ran, die ihnen auf der ersten Map ein knappes 16-14 abringen konnten. Wieder stand das Team mit dem Rücken zur Wand, stabilisierte sich aber schnell. Auf Nuke und Mirage bewiesen sie, dass Vitality um Klassen unterlegen waren.

Als letzte Hürde der Gruppenphase folgten die Dänen von Astralis. Mit Beginn des LAN-Events waren Lukas “gla1ve” Rossander und seine Jungs um einiges stärker geworden. Plötzlich waren sie ernstzunehmende Gegner und auch ohne Nicolai “device” Reedtz hatten sie Chancen, NaVi zu überrumpeln. Auf Ancient hatten s1mple und Co. aber schnell die Punkte für ein 16-7 zusammen.

Auf Dust2 forderten die Dänen das Team dann endlich heraus. Andreas “Xyp9x” Højsleth musste gegen drei Spieler clutchen, um Astralis im Match zu halten. Als gla1ve dann ein weiteres 1v3 in der Overtime nachlegte, konnten die Underdogs ein knappes 22-19 verbuchen. Trotz der übermächtigen Leistung von s1mple zog es NaVi auf eine dritte Map.

Die war aber noch schneller vorbei als Ancient. Kein Astralis-Spieler konnte mit s1mple und Valeriy “B1T” Vakhovskiy mithalten, als die beiden das schnelle 16-5 an Land zogen. Natus Vincere waren also für das Halbfinale qualifiziert und konnten es sich dort gemütlich machen.

NAVI IN DEN PLAYOFFS

Sie hatten sicherlich damit gerechnet, dass Gambit siegreich aus dem Viertelfinale hervor kommen würden. Stattdessen trafen sie aber auf FaZe Clan, den wohl größten Underdog im verbleibenden Bracket. Für die Osteuropäer kein Problem, denn nach zwei kurzen Maps standen sie schon im Finale. FaZe hatten ihnen wirklich nichts entgegenzusetzen und gaben NaVi das mit Abstand kürzeste Match des Turniers. Auch wenn es für das Team bereits ein Erfolg war, ins Halbfinale durchzukommen, war das Match enttäuschend und nur ein weiterer Beweis dafür, dass NaVi die größten Chancen auf die Trophäe hatten.

Weiter ging es also zum letzten Spiel des Turniers. Das Best-of-Five fand gegen G2 Esports statt – ein passender Abschluss für die erste LAN seit der Pandemie. Schließlich waren es G2 und NaVi, die bei der IEM Katowice 2020 das letzte Offline-Finale ausgespielt hatten.

EIN SCHWACHES FINALE

Das 3-0 erzählt nicht die ganze Wahrheit. G2 gaben das Finale nicht komplett widerstandslos auf, aber die knappen Scorelines auf den letzten beiden Maps sind ebenso trügerisch. Von Anfang bis Ende lagen Natus Vincere praktisch immer in Führung. Wenn G2 Runden gewannen, dann waren es individuelle Momente oder brutale Rushes, die eben funktionieren oder fehlschlagen konnten. Aber wenn NaVi Runden gewannen, dann überlebte oft der Großteil des Teams und G2 kamen nicht einmal an den ersten paar Spielern vorbei.

Auch wenn G2 mit 13-16 und 14-16 Scores knapp an Map-Siege herankamen, war das gesamte Match von Natus Vincere geprägt. Zwischendurch holte s1mple den Rekord für die meisten Aces (4!) bei einem großen Offline-Event. Nikola ‘NiKo’ Kovač war der einzige Spieler auf Seiten von G2, der ansatzweise mithalten konnte. Aber auch er wurde von s1mple und B1T in den Wind geschlagen. Die individuellen Leistungen der NaVi-Spieler waren beachtlich.

S1MPLE UND… B1T?

Die IEM Cologne hat ein ganz besonders gezeigt: Den Neu-Akquisitionen während der Pandemie fehlt es an LAN-Erfahrung. Es ist eben doch noch wichtig, ob die Spieler 300 oder 30 Offline-Maps in der Historie haben. Die Neulinge von NiP und Vitality zeigten Schwäche, Gambit konnten individuell nicht auf das gleiche Niveau kommen und ließen sich dabei auch noch taktisch ausspielen. Der Erfahrungsgewinn ist für sie vielleicht nur eine Frage der Zeit, aber nichtsdestotrotz haben die Veteranen ihnen verständlicherweise etwas voraus – mit Ausnahme von B1T.

Dafür, dass der Ukrainer erst vor wenigen Monaten aus dem Academy-Roster von Natus Vincere gezogen wurde, kann er schon beachtlich gut mit der Elite mithalten. Das Finale ist nur ein kleines Beispiel dafür. Ein 1.27er Rating gegen NiKo?!

Im Durchschnitt konnte er sich sogar vor Dmitry “sh1ro” Sokolov und knapp hinter Denis “electronic” Sharipov platzieren. Vielleicht war er durch die starke Team-Leistung beflügelt, aber diese Performance sollte ihm Selbstvertrauen geben und ihm helfen, schneller zu einem verlässlichen LAN-Monster zu werden als die Jung-Spieler in den anderen Top-Teams.

NaVi können sich jetzt erst einmal ausruhen. Die letzte Trophäe vor der Pandemie und die erste nach der Rückkehr zu Offline-Events gehören ihnen. Nun steht die Sommerpause bevor. Doch sie dürfen sich nicht ewig auf ihren Lorbeeren ausruhen. Die anderen Teams werden herausfinden wollen, warum es bei der IEM Cologne nicht geklappt hat. Beim nächsten großen Turnier werden Natus Vincere auf eine Menge an hungrigen Lineups treffen, die ihre Rechnung begleichen wollen. Ob die Osteuropäer dann immer noch an der Spitze stehen können, wird sich zeigen.