Die EU untersucht nach der NVIDIA Razzia den Markt für KI-Hardware, um herauszufinden, ob es einen Missbrauch im Grafikkarten Sektor gegeben hat.
Die Europäische Kommission hat damit angefangen, Stellungnahmen zu möglichen missbräuchlichen Praktiken im Zusammenhang mit den für Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) verwendeten Grafikprozessoren einzuholen. Die Ermittler versuchen festzustellen, ob es einen Bedarf für weitere Maßnahmen gibt, d.h. eine formelle Untersuchung. Der Bericht folgt auf eine Polizeirazzia in Nvidias Büro in Paris im Zusammenhang mit möglichen kartellrechtlichen Maßnahmen “in der Grafikkartenindustrie”.
Auf Twitter merkt man davon noch nichts:
Congratulations Bryan Catanzaro on being named one of Fast Company’s AI-20 for your role in shaping the world of #generativeAI. We greatly appreciate your work here at NVIDIA and for the industry. Learn more: https://t.co/TAE7F16zM7 pic.twitter.com/Je1Y6OySJz
— NVIDIA (@nvidia) September 29, 2023
Anscheinend war die Razzia ein Teil von einer größeren Untersuchung im Cloud-Computing Markt. Es geht darum darum, dass größere Datenzentren-Betreiber den Zugang zu Rechenleistung missbrauchen, um kleinere Konkurrenten zu verdrängen.
Missbrauch im Grafikprozessorensektor?
Die Grafikprozessoren von Nvidia sind für das Training von KI-Modellen in großem Maßstab unverzichtbar geworden. Laut Bloomberg hat sich Nvidia mit seinen H100-Prozessoren einen gewaltigen Marktanteil gesichert und damit große Konkurrenten wie AMD und Intel ausgestochen. Sollten diese ersten Untersuchungen zu einer EU-Kartelluntersuchung führen und Nvidia für schuldig befunden werden, könnte das Unternehmen mit erheblichen Strafen konfrontiert werden, die bis zu 10 % seines weltweiten Jahresumsatzes ausmachen könnten. Im Fall von Nvidia wäre das eine gewaltige Summe und wahrscheinlich Milliarden von Dollar.
Die Untersuchung der EU beruht auf Bedenken wegen wettbewerbswidriger Verhaltensweisen in der wachsenden KI-Chip-Arena. Nvidia, das buchstäblich tonnenweise Grafikprozessoren für künstliche Intelligenz-Workloads verkauft, steht im Mittelpunkt dieser formellen und informellen Untersuchungen. Momentan sammelt sie Europäische Kommission Informationen, um herauszufinden, ob es genügend Anhaltspunkte gibt, um eine gründlichere Untersuchung zu rechtfertigen.
Frankreich führt eigene Untersuchung von NVIDIA durch
Inzwischen scheint Frankreich parallel dazu eine Untersuchung durchzuführen. Die französischen Behörden sind besonders daran interessiert, die vorherrschende Rolle von Nvidia, seine Preisstrategien und die Auswirkungen der anhaltenden Chipknappheit auf die Preise zu verstehen. Die Angleichung der Untersuchungen der EU und von Frankreich zeigen, dass es durchaus große Bedenken in Bezug auf das Marktverhalten von Nvidia gibt.
Der Aufstieg von Nvidia auf dem Markt für KI-Chips war kometenhaft und doch vorhersehbar, weil das Unternehmen Milliarden von Dollar in die Optimierung seines CUDA-Software-Frameworks für KI-Anwendungen investiert hat, und zwar weit vor seinen Konkurrenten. Zusammen mit der Leistung der Nvidia A100- und H100-Prozessoren hat das nicht nur die Position von Nvidia in der KI-Landschaft gefestigt (insbesondere beim Training anspruchsvoller großer Sprachmodelle), sondern das Unternehmen auch weit vor konkurrierende Firmen wie zum Beispiel Intel gebracht.
Diese marktbeherrschende Stellung ist zwar ein Beweis für Nvidias Innovationskraft und seine Fähigkeit, auf die richtigen Technologien zu setzen, steht aber jetzt wegen möglicher kartellrechtlicher Auswirkungen auf dem Prüfstand. Wie es für die Firma mit der angehenden Untersuchung weitergeht ist momentan noch unklar.