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Esports – Offline oder doch lieber online in Zukunft

Eines sollte vorweg klar sein, für Zuschauer sind Events oder Turniere in einem Stadion immer eine einzigartige Erfahrung und... Adrian | September 22, 2020

Eines sollte vorweg klar sein, für Zuschauer sind Events oder Turniere in einem Stadion immer eine einzigartige Erfahrung und sind meistens in vielen Aspekten einfach cooler. Doch was ist mit den Spielern, ist es für die anstrengender, schwerer oder sogar besser durch den Push der Fans, wenn der eigene Nickname durch das Stadion gerufen wird?

Durch die Corona-Maßnahmen wurden viele Events abgesagt, online ausgetragen und verschoben, wie zuletzt das CS:GO Major ESL One Rio 2020. Spieler aus der ganzen Welt müssen aktuell ihre Matches online austragen, da kommen einige Fragen und Problematiken auf, die wir in diesem Artikel erklären.

VOR UND NACHTEILE VON OFFLINE & ONLINE EVENTS

Zuhause haben Esportler immer einen Vorteil, sie sitzen an ihrem Tisch, spielen mit dem eigenen Setup und haben vor allem keinen direkten Stress durch das Spielen auf der Bühne. Im Enddefekt haben Spieler ihre Ruhe, wenn ein wichtiges Spiel ansteht.

Wir wissen aber, dass auf einem Major die Atmosphäre des Stadions Einfluss auf den Spieler oder Match haben kann. Das eigene Team wird von mehreren Tausend Fans angefeuert, in einem 1v1 herrscht Totenstille und bei einem extrem gutem Play rasten alle aus. Diese Umstände pushen die Spieler und das Team, um noch mehr herausrauszuholen. Auf Offline Events sind Spieler immer im „full focus“, das Adrenalin kocht hoch und die eigenen Teammates sowie Fans feiern jeden Frag. LAN-Events sind und bleiben für Fans sowie für Spieler etwas ganz Besonderes.

Auch der Umgang mit dem Gegner ist anders, online gibt es nur den ingame-Chat und meistens ist nicht mehr als ein „ggwp“ drin. Offline sieht es auch hier komplett anders aus, nach einem Match gibt es einen Handshake und die Möglichkeit sich Backstage oder im Hotel auszutauschen.

Abb.: Handshake während eines offline Events

Nachteile gibt es natürlich auch, den offensichtlichsten, das Betrügen lassen wir erstmal außen vor und behandeln wir unten im Beitrag. Viele der oben genannten Punkte könnte man auch Negativ sehen, so kann ein Spieler enorm unter Druck stehen, wenn er in einer Clutch Situation ist und das Publikum die Augen auf einen richtet. Genauso kann es passieren das die Spieler durch Zuschauer „gebaitet“ werden, wenn zum Beispiel jemand hinter 2-3 Gegner schleicht und das Publikum unnatürlich laut wird und der Gegner sich dadurch vielleicht sogar umdreht und den Vorteil mitnimmt. Um das zu vermeiden, tragen Spieler auf LAN-Events oft On-Ear Kopfhörer vom Veranstalter und eigene In-Ears und sitzen gedämmt vom Publikum.

Für die meisten Profi-Spieler sind die Umstände aber mittlerweile normal geworden, sie sind es gewohnt mit Jetlag und im Stadion mit anderem Setup vor tausend Fans spielen zu müssen. Auf einem Event gibt es nur das Spiel und die Teamkameraden, alle sind in einem Hotel untergebracht und fliegen oft mehrere tausend Kilometer um anzutreten. Die Konditionen sind nicht dieselben wie Zuhause.

AUCH DAS SPIEL VERÄNDERT SICH DABEI

Auch Counterstrike selber bringt einige Änderungen mit sich, zu einem fühlen sich die Server auf denen gespielt deutlich besser an, denn kein Spieler ist an eine Internetanbindung zum Server beschränkt. Lags werden somit minimiert, um den Teams die bestmöglichste Ausgangssituation zu ermöglichen. Seit Jahrzehnten herrscht eine Diskussion über Peekers Advantage, es geht darum, dass Spieler online einen Vorteil beim Rumziehen um eine Ecke haben, da spielen online natürlich ziemlich viele Aspekte eine Rolle, wie zum Beispiel der eigene Ping, Tickrate, der gegnerische Ping, die Stabilität und Qualität der Hardware die vom Server bereitgestellt wird, die Auslastung und vieles mehr.

Offline sieht das ganze wieder ein wenig anders aus, dort sollte die Peekers Advantage nicht mehr vorhanden sein, da alle 10 Spieler auf dem Server die gleichen Werte haben sollten. Das Thema ist auch heute noch nicht völlig geklärt, doch wer schon mal auf einer LAN-Party (auf einem LAN-Server) gespielt hat, bemerkt das an dem Ganzen mehr dran ist als man denken könnte.

Ob und inwiefern das die Profi-Spieler beeinflusst kann man aktuell relativ gut selbst sehen, denn so gut wie jedes Event findet momentan Online statt. Sobald offline Events wieder erlaubt sind, werden wir einen kleinen aber feinen Unterschied bemerken. Also halten wir fest, es gibt unglaublich viele Dinge die Spieler offline sowie online beeinflussen können, auf die Zuschauer meistens gar kein Einblick haben.

CHEATING ABSCHRECKEND ABER NICHT UNMÖGLICH

Nicht zu vergessen, ist der Fakt, dass sich das Betrügen auf Offline Events als deutlich schwieriger herausstellt als online. Die Peripherie wird auf verdächtige Software untersucht, Smartwatches sowie Handys werden (meistens) abgegeben und seit dem Doping Vorfall im Jahr 2015 seitens Kory “Semphis” Friesen haben Veranstalter auch darauf ein geschärftes Auge. Das Spieler aber immer wieder versuchen zu Betrügen ist schon lange kein Geheimnis mehr. Joel „emilio“ Mako wurde während der DreamHack Winter 2014 on-stream gebannt, Hovik „KQLY“ Tovmassian und auch diverse deutsche Top-Spieler wurden bereits vom Anti Cheat Tool erfasst. Der letzte größere Cheating Skandal war besonders kurios denn der indische Spieler Nikhil „forsaken“ Kumawat wurde ebenfalls im laufenden Turnier gebannt, ein Admin fand eine Software namens „word.exe“ auf forsaken’s PC, die sich als Cheat herausstellte.

Abb.: Mögliche Sicht mit einer Cheating Software in CS:GO

Sicher sein kann man also nie, auch auf LAN-Events nicht. Abschreckung ist das A und O, in einigen Ländern wurde die Rechtslage so angepasst das Cheater in Videospielen hart bestraft werden können. Die Anticheat Tools sind auch wichtiger Bestandteil der Abschreckung und Aufdeckung von Betrügern, Valves hauseigenes Anticheat namens VAC ist das wohl schwächste unter allen Tools und kann relativ leicht umgangen werden, dient aber eher dem Schutz im Matchmaking anstatt für richtige Events. Die ESEA/ESL hat mit ihrer LAN Anticheat Box die Möglichkeit offline mit einer Hardware, Spieler, Peripherie und PCs zu durchstöbern. Es gibt natürlich noch mehr Programme, wie Faceit-Anticheat oder easy Esports die eine gute Arbeit leisten aber auch umgangen werden können. Im Profi Bereich sind Bans eher selten und passieren meistens, weil die Spieler die versuchen betrügen zu offensichtlich cheaten oder nicht aufpassen und dann wie im Fall von forsaken „manuell“ überführt werden.

WAS IST MIT DEN FANS

Sein Lieblingsteam im Stadion mit seinen Freunden anzufeuern kann einfach nicht durch einen Stream ersetzt werden, es ist immer ein einzigartiges Wochenende. Wie beispielsweise zur alljährlichen ESL One Cologne, als regelmäßiger Besucher gibt es immer wieder etwas Neues rund um das Event zu entdecken. Die Veranstalter lassen sich häufig etwas Besonderes einfallen, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Wie zum Beispiel eine Opening Zeremonie mit fantastischer Musik oder eine Rede von Jarosław „pashaBiceps“ Jarząbkowskibei bei der IEM 2019 in Polen.

Zuhause haben Zuschauer keine Möglichkeit die Spieler zu treffen, Autogramme von ihrem Star zu ergattern oder gar Fotos zu machen. Auch die Atmosphäre fällt komplett weg, ohne Stadion, keine tausend Fans, die die Teams anfeuern und es gibt keine Pause, um sich kurz auf dem Messegelände umzuschauen. Für viele ist es wie Urlaub, Zuschauer zahlen teilweise sogar mehrere Hunderte von Euros für ein VIP bzw. Premium Ticket um frei Getränke oder die besseren Plätze zu bekommen. Die ESL One Cologne verkaufte in der Vergangenheit sogar ein limitiertes Ticket für eine eigene Lounge in der Lanxess Arena mit den besten Plätzen, Essen, Trinken, Goodiebags und alles was das Gamer Herz begehrt.

Abb.: Selfies / Autogramme bei einem offline Event

Das miteinander fehlt einfach und ist wie beim Fußball nicht mehr wegzudenken, alleine macht es eben nur halb soviel Spaß, deshalb Campen auch viele um bspw. Neue Leute kennenzulernen, ich war dafür auf einem Offiziellen ESL One Campingplatz und habe dort Fans befragt was für sie die ESL One bzw. generell Offline Events ausmachen. Das Video ist zwar von der ESL One 2018 aber spiegelt eben genau das wider!
HIER geht’s zum Video.

FLUCH ODER SEGEN FÜR DIE VERANSTALTER

Durch die Coronapandemie auf der ganzen Welt mussten natürlich auch die Events abgesagt oder verschoben werden. Es hat die Veranstalter sicherlich schwer getroffen, denn zu einem Major oder wie auch im aktuellen Fall zum Dota International, welches ebenfalls verschoben wurde, gehört sehr viel Planung, Arbeit und Geld was auf der Straße liegen bleibt. Es muss kurzfristig ein neuer Plan her, Termine müssen angepasst werden die auch mit den Teams in Absprache gehalten werden. Die Location die evtl. schon bezahlt wurde, bringt auch einige Problematiken mit sich. Es ist nicht einfach und daher umso beeindruckender was die ESL und Konsorten in den letzten Monat auf die Beine gestellt haben damit wir Fans weiterhin unsere Events von Zuhause aus genießen können. Ich bin gespannt wie sich das auf die Zukunft auswirken wird und ob und wie das ESL Major RIO 2020 stattfinden wird.

Außerdem müssen neue Marketingstrategien mit den Partnern entwickelt werden, um die Zuschauer auch vor die Bildschirme zu ziehen, denn schlussendlich sind wir es, die Fans, die ein Event erst zu etwas ganz Besonderem machen!