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Das CS:GO-Jahr 2020

The letzten 12 Monate waren hart für den Esport. CS:GO war dabei keine Ausnahme, denn die Coronavirus-Pandemie zwang alle... Fabio | Dezember 25, 2020

The letzten 12 Monate waren hart für den Esport. CS:GO war dabei keine Ausnahme, denn die Coronavirus-Pandemie zwang alle Events nach der IEM Katowice, online zu gehen. Spieler und Fans müssen sich nun schon seit Monaten vor den heimischen Monitor klemmen und kein Ende scheint in Sicht. Doch das Jahr hat uns dennoch ein paar erinnerungswürdige Momente und Geschichten beschert.

Unser letztes gemeinsames Offline-Event fand im Februar statt. IEM Katowice war das erste Turnier, das keine Zuschauer mehr zuließ, aber wenigstens waren die Spieler noch vor Ort dabei. Während des Events taten sich G2 Esports und Natus Vincere als die Titelfavoriten heraus. Auf dem Weg zum Finale schossen sich G2 an den 100 Thieves, mousesports, Team Liquid und Fnatic vorbei. Natus Vincere verloren früh gegen Fnatic und mussten im Lower Bracket der Gruppe A ums Überleben kämpfen. Dabei schmissen sie die Ninjas in Pyjamas und den FaZe Clan raus. In den Playoffs folgten dann Team Liquid und Astralis. G2 und NaVi hatten praktisch jedes Top-Team geschlagen. Die Performance dieser Teams ließ auf ein spannendes Finale hoffen.

Doch am Ende konnten Natus Vincere ein entschiedenes 3-0 einfahren. Abgesehen von einem 13-16 auf Dust2 waren Nemanja “nexa” Isaković und seine Jungs chancenlos. Für das Team, das sich erst vor wenigen Monaten zwei osteuropäische Stars rangeholt hatte, war das natürlich ein herber Rückschlag. Natus Vincere feierten jedoch ihren ersten großen Erfolg mit dem Neuzugang Ilya “Perfecto” Zalutskiy. Für sie blieb das aber die letzte große Trophäe des Jahres.

ASTRALIS MÜSSEN SICH NEU ORGANISIEREN

Im Mai kam der große Schock. Das Lineup, das bereits seit Januar 2018 die Counter-Strike-Szene terrorisiert hatte, wurde für unbestimmte Zeit aufgebrochen. Lukas “gla1ve” Rossander und Andreas “Xyp9x” Højsleth zogen sich aus dem aktiven Wettkampf zurück, weil sie akute Anzeichen eines Burnouts verspürten. Bereits seit Monaten hatten sie um eine Pause gebeten, doch seit Beginn der Online-Ära wurden sie mit Turnieren und Matches geradezu zugeworfen. Auf den ersten Schreck, dass das legendäre Astralis-Lineup nun (zumindest zeitweise) aufgelöst war, folgte die Frage: Wer wird gla1ve und Xyp9x ersetzen?

Damals, als Markus “Kjaerbye” Kjærbye überraschend zu North abwanderte, mussten Astralis in nur wenigen Tagen Ersatz finden. Als sie mit Emil “Magisk” Reif auftraten, wurden die Kritikerstimmen laut. Doch der junge Däne hat sich bewiesen und ist nun schon an drei Major-Siegen des Teams beteiligt gewesen. Leider hatten Astralis mit ihren ersten zwei Verpflichtungen in diesem Jahr weniger Glück.

Sie holten Marco “Snappi” Pfeiffer und Jakob “JUGi” Hansen als unmittelbaren Ersatz ran. Die beiden kamen aber kaum dazu, für das Team zu spielen. Ihr Debüt war schwach und in den Folge-Matches konnten sie sich ebenfalls nicht beweisen. Im Juli waren die zwei Spieler schon wieder raus aus dem Roster. Dafür griffen Astralis diesmal tiefer in die Tasche und holten Heroic’s Patrick “es3tag” Hansen und Lucas “Bubzkji” Andersen von den MAD Lions ran. Als gla1ve im September wieder zurückkehrte, wurde Bubzkji auf die Ersatzbank verfrachtet. Auch wenn die Dänen nicht sofort zu alter Form zurückfinden konnten, so wurden sie mit es3tag schnell zu einem starken Team.

Foto via @AstralisCS

Das zeigte sich ganz besonders bei der ESL Pro League Season 12. Dort zogen sie gegen Natus Vincere ins Finale ein und erspielten sich nach einem perfekten Reverse-Sweep die Trophäe des Events. Doch es3tag wurde bald an Cloud9 verkauft und Xyp9x kehrte ebenfalls aus der Pause zurück. Damit war das alte Lineup komplett und Bubzkji kommt heutzutage nur noch auf Nuke zum Einsatz.

VITALITY MACHEN DEN SIX-MAN ROSTER VOR

Doch nicht nur die Dänen haben sich dieses Jahr daran versucht, ihr Lineup zu erweitern. Schließlich hatten auch andere Teams und Spieler mit dem konsequenten Druck der Online-Turniere zu kämpfen. Im März verließ Alex “ALEX” McMeekin Team Vitality und Kévin “misutaaa” Rabier wurde als Ersatz verpflichtet. Damit bahnten sich aber weitere Änderungen für Vitality an. Dan “apEX” Madesclaire durfte die Rolle des In-Game-Leaders übernehmen, die durch den Abgang von ALEX offen gelassen wurde.

Die ersten Matches mit misutaaa waren etwas holprig, doch langsam fing sich das Team und konnten erneut in die Playoffs von Turnieren gelangen. Bei der ESL One Cologne zogen sie urplötzlich ins Finale durch und trafen dort auf Heroic. Für viele war das Turnier an diesem Punkt bereits entschieden, doch die Dänen überraschten sie mit einem perfekten 3-0. Bei der DreamHack Open Fall wiederholte sich das Spiel, auch wenn das Match bedeutend knapper wurde.

Bislang hatte misutaaa noch nicht wirklich gezeigt, dass er der Herausforderung eines Top 5 Teams gewachsen war. Im Oktober entschieden Vitality sich dafür, einen sechsten Mann heranzuholen. Dafür verpflichteten sie niemand geringeren als Nabil “Nivera” Benrlitom. Der Nachname sollte den meisten aufmerksamen Counter-Strike Fans bereits bekannt sein, denn hier handelt es sich um den jüngeren Bruder von Adil “ScreaM” Benrlitom. Vitality machten von Beginn an klar, dass sie keinen der Spieler ersetzen wollen. Stattdessen war ihr Ziel, ein Lineup aufzubauen, in dem sie Spieler auf Match- und Map-Basis ein- und auswechseln können. Es dauerte nicht lange, bis Nivera auf dem Server erschien.

Urplötzlich waren Vitality das Top-Team schlechthin. Auch wenn sie die ersten Maps mit Nivera verloren, das Turnier hatten sie am Ende trotzdem im Sack. Sie gewannen ihre BLAST Premier: Fall Regular Season Gruppe, die IEM Beijing und BLAST Premier: Fall Finals an einem Stück. Nivera wuchs immer mehr zu einem Star heran, doch auch misutaaa hat seitdem einiges an Form zugelegt. Auch wenn die Franzosen das Jahr mit einem Gruppen-Ausstieg bei der IEM Global Challenge beendet haben, so sind sie eines der gefährlichsten und interessantesten Teams für das kommende Jahr.

DIE VERRÜCKTESTEN ROSTER-MOVES DES JAHRES

Von JUGi bei Astralis mal abgesehen gab es so einige Schlagzeilen auf dem Transfermarkt. Aurimas “Bymas” Pipiras war ein absoluter Newcomer in der Szene, bis er urplötzlich vom FaZe Clan verpflichtet wurde. Mit null professioneller Erfahrung war es kaum abzusehen, ob der junge Spieler überhaupt genügend Leistung erbringen könnte. Und tatsächlich war seine Performance beim FaZe Clan nicht sonderlich stark. Drei kurze Monate blieb er im Team, bis Markus “Kjaerbye” Kjærbye ihn ersetzte. Viel überraschender jedoch war, dass mousesports sich den Litauer ranholten. Doch Finn “karrigan” Andersen sah eindeutig Potenzial in dem Spieler und binnen weniger Wochen bewies er, dass aus Bymas einiges an Leistung rauszuholen ist. Genau wie er Robin “ropz” Kool hochgezogen hat, so arbeitet karrigan nun daran, Bymas ebenfalls zu einem Star zu machen.

In Nordamerika gab es ebenfalls große Umbrüche. Die Szene hat dutzende talentierte Spieler an VALORANT verloren, das mit der Chance auf eine große internationale Karriere lockt. James “hazed” Cobb, Tyson “TenZ” Ngo, Daniel “vice” Kim, Pujan “FNS” Mehta, Bradley “ANDROID” Fodor, Spencer “Hiko” Martin, Joshua “steel” Nissan… die Liste ist gigantisch. Doch allen voran steht Nick “nitr0” Canella. Der ehemalige In-Game-Leader von Team Liquid konnte im vergangenen Jahr noch mit Trophäen wie der ESL One Cologne 2019 glänzen. Doch nun entschied er sich plötzlich, zu VALORANT zu wechseln. Auch wenn er dort bereits erste Erfolge feiern konnte, so hinterlässt er ein großes Vakuum in der Szene. Nordamerika wird lange brauchen, um sich von diesen Abgängen zu erholen. Eines der größten und vielversprechendsten Jungtalente, Nathan “leaf” Orf, ist vor wenigen Wochen erst zur Cloud9 VALORANT Division gewechselt.

NIKO BEI G2?!

Aber die wohl größte Aufmerksamkeit bekam Nikola “NiKo” Kovač mit seinem Wechsel zu G2 Esports. Seit 2017 war der Bosnier fest beim FaZe Clan unter Vertrag und erspielte sich mit den Jungs auch so einige Trophäen. Doch 2020 war ein schlechtes Jahr für das internationale Super-Team. Schwache Leistungen, verpasste Trophäen, Olof “olofmeister” Kajbjer zog sich erneut aus dem aktiven Kampf zurück und musste ersetzt werden. Der Kauf von Kjaerbye zeigte nicht den gewünschten Effekt, abgesehen von einer kleinen Trophäe bei der IEM New York, die sie einen Choke auf Seiten von OG zu verdanken hatten.

Doch G2 geht es nicht viel besser. Auch wenn sie bei der BLAST Premier: Fall Regular Season mit einen Überraschungssieg gegen Astralis punkten konnten, so tun sie sich seit geraumer Zeit schwer damit, gute Platzierungen einzufahren. Dabei wird NiKo von Match zu Match besser. Während der letzten Monate mit FaZe ging seine individuelle Leistung stetig runter, wogegen er nun mit G2 langsam zu seiner alten Form zurückfindet.

Counter-Strike hat noch nie so ein Jahr erlebt. Selbst in den frühen Tagen, als Turniere noch in abgeschirmten Messe-Bereichen stattfanden, hatten die Teams und Spieler wenigstens Bezug zu den Fans. Auch die Zuschauer selber konnten die Atmosphäre erleben und es genießen, ihre Lieblinge live zu erleben. Nichts davon konnten wir dieses Jahr erfahren, doch die Counter-Strike-Szene hat das Beste daraus gemacht. Im kommenden Jahr bahnen sich die ersten Offline-Turniere seit dem März 2020 an. Werden wir bald endlich wieder Studio-Events haben und unsere Favoriten in Echt verfolgen können?