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Activision Blizzard – Whistleblower: Mies bezahlt & LGBTQ feindlich

Mies bezahlt und LGBTQ-feindlich – ein Whistleblower berichtet aus der QA-Abteilung von Activision Blizzard In der QA – also... Adrian | August 13, 2021

Mies bezahlt und LGBTQ-feindlich – ein Whistleblower berichtet aus der QA-Abteilung von Activision Blizzard In der QA – also Qualitätssicherung- von Blizzeard ging es schrecklich zu. Die Arbeitszeiten waren extrem lang, die Bezahlung so schlecht dass man kaum davon leben konnte und außerdem war der Job wahnsinnig Instabilität.

Die Arbeit in der Qualitätssicherung eines Videospielstudios ist schon schwierig und mühsam genug, ohne dass solche Faktoren noch dazu kommen. Doch für QA-Tester bei Activision Blizzard, einem Unternehmen, das in den letzten Wochen immer wieder beschuldigt wurde, ein extrem frauenfeindliches Umfeld zu haben gehören auch noch andere Faktoren zum Alltag. Neben Sexismus kommen jetzt auch noch weitere Anschuldigungen dazu. Blizzard war wohl auch gegen LGBT-Leute und Mitarbeiter sehr feindselig.

Mieser Job, wenig Geld & keine Zeit zum leben

Viele Mitarbeiter gaben an, dass sie 50,60 oder sogar 70 Stunden pro Woche arbeiten. Bei einer 70 Stunden Woche hat man entweder kein freies Wochenende oder kommt erst um 21.00 Uhr aus dem Büro. Wenn man dann noch Pendler ist und eine Stunde nach Hause braucht, kann man nicht mal 8 Stunden schlafen, bevor man wieder aus dem Bett springen muss um wieder zu arbeiten. Kurzum man hat kein Leben.

Wenn man wenigstens gut bezahlt werden würde könnte man sich ja einiges wegsparen und danach einen besseren Job suchen… aber leider ist das auch nicht der Fall. Die Bezahlung ist unterirdisch mies, so dass Mitarbeiter in dem Teufelskreis stecken bleiben und so viel arbeiten müssen damit sie überhaupt über die Runden kommen können. Die ABK Workers Alliance hat keine genauen Gehaltszahlen mitgeteilt, aber in allen Fällen liegt das Gehalt im untersten Bereich.

Ein Angestellter sagte, der Lohn liege bei 14 Dollar pro Stunde. Ein anderer sagte, er schwanke zwischen 15 und 17 Dollar pro Stunde. Ein anderer Mitarbeiter, der es vorzog, anonym zu bleiben, teilte nicht mit, wie viel er derzeit verdient, merkte aber an, dass er für einen QA-Auftrag bei Blizzard eine Gehaltskürzung von 7 Dollar pro Stunde hinnehmen musste. Es dauerte sieben Jahre, bis sie wieder das Gehaltsniveau erreichten, auf dem sie vor ihrem Einstieg waren.

Man muss bedenken dass das amerikanische Gehälter sind. Im Gegensatz zu Deutschland ist dort keine Versicherung enthalten und je nach Standort sind die Lebenshaltungskosten in den USA auch viel höher. Laut Glassdoor, der Website für Jobsuche, verdienen QA-Jobs im nationalen Durchschnitt etwas mehr als 50.000 Dollar pro Jahr.

Abb.: Demonstrant nach der Klage gegen Activison Blizzard

Es ist viel schlimmer als man denkt

“Ich könnte es mir nicht leisten, alleine zu leben”, sagte Billy, ein QA-Tester. “Ich habe keine Kredite, keine Kinder und lebe mit meinem Partner zusammen, also denke ich, dass es mir besser geht als den meisten. Aber ich kenne viele Menschen, die sich im Moment buchstäblich nicht von der Arbeit freistellen lassen können, obwohl sie psychisch am Ende sind, weil sie sich grundlegende Dinge wie Miete und Essen nicht leisten können.”

“Ich muss in einem Haus mit mindestens drei anderen Personen leben, damit ich leben kann ohne Mahlzeiten ausfallen zu lassen”, sagte ein anderer anonymer Tester. “Selbst mit vier Erwachsenen, die für ihren Lebensunterhalt aufkommen, ist es immer noch schwierig, über die Runden zu kommen und gleichzeitig für Activision QA zu arbeiten.”

Es liegt nicht nur an der mangelnden Bezahlung. Es mangelt auch an angemessenen Leistungen – nicht nur an Dingen wie Kranken- und Zahnversicherung, sondern auch, wie einige anonyme Mitarbeiter berichten, an angemessenen Urlaubstagen oder bezahlten Krankheitszeiten. Auf Bundesebene gibt es kein Gesetz, das eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vorschreibt so wie bei uns in Deutschland.

Da viele QA-Mitarbeiter auf Vertragsbasis arbeiten, ist der Publisher nicht verpflichtet, Leistungen zu gewähren, die üblicherweise für Vollzeitstellen vorgesehen sind. Wenn der Vertrag ausläuft, gibt es für diese Mitarbeiter kaum Schutzmaßnahmen. Sie können entlassen werden, oder ihr Vertrag wird nicht verlängert.

Die QA-Teams bei Activision Blizzard sind talentierte Leute, die ihr Handwerk wirklich zu lieben scheinen und die Arbeit, die sie leisten, ist ein wichtiger Teil der Entwicklung von Spielen – die Activision Blizzard unvorstellbare Geldsummen einbringen. Und trotzdem bezahlt Blizzard ihnen kein faires Gehalt und die Arbeitsbedingungen sind schlecht.

Ist das Activision Blizzard Arbeitsumfeld LGBTQ-feindlich?

Ein weiteres Problem ist, dass viele der internen Programme des Unternehmens laut einem QA-Tester in einem der QA-Vertragsstudios von Activision “fast immer auf juristische Namen eingestellt sind”. Angestellte können ihre Namen in dem Büro-Chatprogramm, anpassen, aber um ihren Namen in anderen Programmen des Unternehmens zu ändern, muss man sich an einen Vorgesetzten oder jemanden aus der Personalabteilung wenden.

Leider setzen viele dieser Programme die Namen der Mitarbeiter immer wieder zurück, was laut Andrew, einem transsexuellen QA-Mitarbeiter bei Activision, ständig vorkommt. “Dadurch besteht die Gefahr, dass wir zufällig als Transgender geoutet werden, was unglaublich respektlos ist”, erklärte Andrew. “Die Personalabteilung ist sich dieses Problems bewusst und hat angeblich mit anderen gesprochen, um das Problem zu lösen, aber das geht schon seit mindestens einem Jahr so.”

Andrew sagte, dass er von seinen direkten Kollegen immer respektiert wurde, sagte aber auch, dass es manche aber auch ganz andere Erfahrungen gemacht hätten. Nach ein paar Monaten im Unternehmen bat Billy seine Kollegen darum, mit they/them angesprochen zu werden. Die Teamkollegen, allesamt Männer, taten dies nicht.

“Einer machte den klassischen ‘Witz’: ‘Ich identifiziere mich als Kampfhubschrauber’, während er ein paar Sitze von mir entfernt saß”, sagte Billy. “Keiner hat etwas gesagt, um ihn zu korrigieren.” Billy wandte sich an die Personalabteilung, um zu erfahren, ob es möglich sei, einige Sensibilisierungstrainings durchzuführen, um einen gerechteren, integrativen Arbeitsplatz zu schaffen. Monatelang erhielt Billy keine Antwort.

Einem anonymen Mitarbeiter zufolge bietet das Unternehmen nur ein Minimum an solchen Schulungen an. Während der Zeit des Mitarbeiters bei Activision Blizzard hat das Unternehmen Berichten zufolge nur ein einziges Diversity, Equity & Inclusion (DE&I)-Training veranstaltet. Die Verwendung von Pronomen wurde dabei nicht behandelt.

Blizzard denkt sie tun genug für Gleichberechtigung

“Jeder Mitarbeiter von Activision Blizzard muss bei seinem Eintritt eine Schulung über unseren Verhaltenskodex absolvieren, den er dann jährlich überprüfen und bestätigen muss”, so ein Vertreter von Activision Blizzard “Außerdem müssen sie alle zwei Jahre einen Kurs über Gleichberechtigung und Vielfalt (Equality & Diversity, E&D) absolvieren.

Außerdem haben sie Zugang zu unserem Lernmanagementsystem, das eine Reihe von DE&I-Schulungen enthält, darunter auch eine Einstellungsschulung, die unternehmensweit ausgerollt wurde. Darüber hinaus werden alle Mitglieder des QA-Teams, ob Angestellte oder Auftragnehmer, zu DE&I-Veranstaltungen des Unternehmens eingeladen, wie z. B. zu Gastrednern und Diskussionsrunden.”

Billy bat schließlich darum, in ein anderes Team versetzt zu werden. “Blizzard vertritt eine Haltung a la: ‘Du arbeitest für Blizzard, hast du nicht Glück?’ Aber die Realität ist,
dass wir ständig mit schwierigen Menschen zu tun haben, in einer Kultur, die sich wenig um psychische Gesundheit kümmert und von einem wird -genau wie im Einzelhandel- immer erwartet, dass man einfach ständig lächelt” sagte ein anonymer Mitarbeiter.

“Die einzige Möglichkeit, das wirklich zu ändern, besteht darin, die Kultur und die Einstellung der Verantwortlichen zu ändern”.